Benedikt XVI. hat sich positiv zu einem EU-Beitritt Albaniens geäußert. Bei einer
Audienz für den neuen Botschafter des Landes beim Heiligen Stuhl, Rrok Logu, sagte
der Papst gestern in Castelgandolfo, es brauche einen ethisch-spirituellen Kontext,
der auf einem richtigen Menschenbild gründet, damit die Gesellschaft in einem Klima
wahrer Freiheit wachsen könne. Europa mit seinem reichen ideellen und spirituellen
Erbe sei dafür eine privilegierte Stätte.
Wenn Albanien sich nun auch
institutionell den europäischen Ländern angliedern wolle, weil es sich aus historisch-kulturellen
Gründen Europa verbunden fühle, dann könne er nur wünschen, dass dieses Ansinnen vollständig
und in gültiger Weise realisiert wird, damit Albanien seinen eigenen Beitrag zum harmonischen
Prozess der Einigung Europas leisten kann, so Benedikt XVI. in seiner Ansprache an
den neuen Botschafter. Er erinnerte auch an das Problem der Auswanderung in Albanien.
Das Land müsse die Ursachen bekämpfen, aber auch die Bedingungen schaffen, um Rückkehrwillige
aufnehmen zu können. Zugleich würdigte der Papst den Beitrag, den albanische Auswanderer
"treu den besten Werten ihrer Tradition" in Italien, Europa und anderen Ländern der
Welt leisteten. Der Heilige Stuhl biete seine Hilfe zur Konsolidierung rechtsstaatlicher
Verhältnisse in Albanien an, besonders mit Blick auf Rechte im Bereich der Religion,
betonte der Papst. Dadurch solle das bisher beispielhafte Zusammenleben verschiedener
Glaubensrichtungen bewahrt und gefördert werden. Zum 2002 geschlossenen Abkommen
zwischen dem Vatikan und Albanien sagte Benedikt, er hoffe auf eine Gelegenheit, wirtschaftliche
Aspekte von "nicht geringer Bedeutung" zu klären. Dabei geht es offenbar um die Rückerstattung
von Kirchenbesitz, der während der kommunistischen Ära verstaatlicht wurde. (rv
/ kna 300906 mc)