2006-09-29 15:39:21

D: Bischöfe fordern Absage an religiös motivierte Gewalt


RealAudioMP3 Die deutschen Bischöfe haben die Repräsentanten des Islam zu einer Absage an religiös legitimierte Gewalt aufgerufen. Das Menschenrecht der Religionsfreiheit solle auch in islamischen Ländern ohne Abstriche geachtet werden. Das erklärten sie in einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Kardinal Karl Lehmann erinnerte eingangs an die Polemiken nach der Papstvorlesung in Regensburg:

"Manche haben den Heiligen Vater missverstanden, andere wollten ihn missverstehen.Wir sind Papst Benedikt dankbar, dass er keinen Augenblick gezögert hat, den Sinn seiner Rede klarzustellen und allen Missverständnissen den Boden zu entziehen. Nachdrücklich hat der Papst die vitale Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens und eines echten Dialogs zwischen Christentum und Islam neuerlich unterstrichen."

Nach den Klarstellungen des Papstes und dem Treffen mit den Botschaftern und Islamvertretern müssten "immer neue Anschuldigungen, Forderungen oder gar Drohungen" ein Ende haben.

"Die Katholische Kirche und die vielen Menschen in unserem Land und weltweit, die das Recht des freien Wortes achten und dafür eintreten, lassen sich nicht einschüchtern.
Wir erwarten von den muslimischen Autoritäten überall auf der Welt, dass sie alles unterlassen, was zu einer neuerlichen Verschärfung der Situation Anlass geben könnte. Jede Zweideutigkeit dient dem Unfrieden und muss vermieden werden."

Lehmann kritisierte die Gewalt gegen Christen der vergangen Wochen in muslimisch geprägten Ländern. Die deutsche Bischöfe wüssten aber auch, dass viele Muslime solche Gewaltakte als Schändung ihres Glaubens missbilligten.

"Von den Repräsentanten des Islam müssen wir erwarten, dass sie jeder religiösen Legitimation von Gewalt und jeder Instrumentalisierung der Religion für politische Zwecke unmissverständlich entgegentreten. Die christlichen Kirchen kennen aus ihrer Geschichte die Versuchung zur Gewalt, der auch sie nicht immer widerstanden haben. Umso mehr hoffen wir auf einen aufrichtigen Dialog zwischen Christentum und Islam, der auf allen Seiten der „Reinigung des Gedächtnisses“ (vgl. auch die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra aetate“, Art. 3) dient und die Religionen zum gemeinsamen Zeugnis für den Frieden und gegen die Gewalt befähigt."

Muslime in Deutschland genießen laut Grundgesetz Religionsfreiheit.

"Wir erwarten, dass das unveräußerliche Menschenrecht der Religionsfreiheit auch in den islamischen Ländern ohne Abstriche geachtet wird. Die Organisationen des Islam in Deutschland bitten wir, in den Herkunftsländern der bei uns lebenden Muslime nachdrücklich für das Recht auf Religionsfreiheit einzutreten."

Ohne auf die Mohammedkarrikaturen, die abgesetzte Oper in Berlin oder auch den Streit um die Bühnenshow von Madonna wörtlich einzugehen, sagte Lehmann abschließend:

"Die Beschimpfung oder Verunglimpfung religiöser Bekenntnisse ist ein Missbrauch der Freiheit. Es gibt eine zerbrechliche Balance zwischen dem Recht der Kunst und der freien Meinungsäußerung auf der einen sowie dem Recht auf Achtung und Respekt vor der religiösen Überzeugung auf der anderen Seite. Wir sehen mit Sorge, dass sich, nicht nur in Deutschland, die Angst vor religiös motivierter Gewalt ausweitet und zur direkten oder indirekten Einschränkung der Meinungsfreiheit führt. Solchen Tendenzen treten wir entschieden entgegen. Ebenso lehnen wir eine Unkultur der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Religion und den Gläubigen ab, die Gräben in der Gesellschaft aufwirft und Unfrieden sät."

(kna/pm 29.09.06 bp)







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