D: Bischöfe fordern Absage an religiös motivierte Gewalt
Die deutschen Bischöfe
haben die Repräsentanten des Islam zu einer Absage an religiös legitimierte Gewalt
aufgerufen. Das Menschenrecht der Religionsfreiheit solle auch in islamischen Ländern
ohne Abstriche geachtet werden. Das erklärten sie in einer gemeinsamen Erklärung zum
Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Kardinal Karl Lehmann
erinnerte eingangs an die Polemiken nach der Papstvorlesung in Regensburg:
"Manche
haben den Heiligen Vater missverstanden, andere wollten ihn missverstehen.Wir
sind Papst Benedikt dankbar, dass er keinen Augenblick gezögert hat, den Sinn seiner
Rede klarzustellen und allen Missverständnissen den Boden zu entziehen. Nachdrücklich
hat der Papst die vitale Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens und eines echten
Dialogs zwischen Christentum und Islam neuerlich unterstrichen."
Nach den
Klarstellungen des Papstes und dem Treffen mit den Botschaftern und Islamvertretern
müssten "immer neue Anschuldigungen, Forderungen oder gar Drohungen" ein Ende haben.
"Die
Katholische Kirche und die vielen Menschen in unserem Land und weltweit, die das Recht
des freien Wortes achten und dafür eintreten, lassen sich nicht einschüchtern. Wir
erwarten von den muslimischen Autoritäten überall auf der Welt, dass sie alles unterlassen,
was zu einer neuerlichen Verschärfung der Situation Anlass geben könnte. Jede Zweideutigkeit
dient dem Unfrieden und muss vermieden werden."
Lehmann kritisierte die
Gewalt gegen Christen der vergangen Wochen in muslimisch geprägten Ländern. Die deutsche
Bischöfe wüssten aber auch, dass viele Muslime solche Gewaltakte als Schändung ihres
Glaubens missbilligten.
"Von den Repräsentanten des Islam müssen wir erwarten,
dass sie jeder religiösen Legitimation von Gewalt und jeder Instrumentalisierung der
Religion für politische Zwecke unmissverständlich entgegentreten. Die christlichen
Kirchen kennen aus ihrer Geschichte die Versuchung zur Gewalt, der auch sie nicht
immer widerstanden haben. Umso mehr hoffen wir auf einen aufrichtigen Dialog zwischen
Christentum und Islam, der auf allen Seiten der „Reinigung des Gedächtnisses“ (vgl.
auch die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der Kirche
zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra aetate“, Art. 3) dient und die Religionen
zum gemeinsamen Zeugnis für den Frieden und gegen die Gewalt befähigt."
Muslime
in Deutschland genießen laut Grundgesetz Religionsfreiheit.
"Wir erwarten,
dass das unveräußerliche Menschenrecht der Religionsfreiheit auch in den islamischen
Ländern ohne Abstriche geachtet wird. Die Organisationen des Islam in Deutschland
bitten wir, in den Herkunftsländern der bei uns lebenden Muslime nachdrücklich für
das Recht auf Religionsfreiheit einzutreten."
Ohne auf die Mohammedkarrikaturen,
die abgesetzte Oper in Berlin oder auch den Streit um die Bühnenshow von Madonna wörtlich
einzugehen, sagte Lehmann abschließend:
"Die Beschimpfung oder Verunglimpfung
religiöser Bekenntnisse ist ein Missbrauch der Freiheit. Es gibt eine zerbrechliche
Balance zwischen dem Recht der Kunst und der freien Meinungsäußerung auf der einen
sowie dem Recht auf Achtung und Respekt vor der religiösen Überzeugung auf der anderen
Seite. Wir sehen mit Sorge, dass sich, nicht nur in Deutschland, die Angst vor religiös
motivierter Gewalt ausweitet und zur direkten oder indirekten Einschränkung der Meinungsfreiheit
führt. Solchen Tendenzen treten wir entschieden entgegen. Ebenso lehnen wir eine Unkultur
der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Religion und den Gläubigen ab, die Gräben in
der Gesellschaft aufwirft und Unfrieden sät."