D: Bischof Fürst, Kunstfreiheit nicht selbst beschränken
Die Islamkonferenz
im Schloss Charlottenburg wird überschattet von den heftigen Reaktionen, die die Absetzung
einer Mozart-Oper in Berlin aus Angst vor islamistischen Anschlägen ausgelöst hat.
Die Deutsche Oper Berlin hatte die Inszenierung, in der König Idomeneo neben Jesus,
Buddha und Poseidon auch den abgeschlagenen Kopf von Mohammed präsentiert, aus Furcht
vor islamistischen Anfeindungen abgesetzt. Für die deutschen Bischöfe sagte der Stuttgarter
Oberhirte Gebhard Fürst heute in Fulda: "Es ist schon ein starkes Stück, wenn
da Köpfe abgeschlagen werden von Religionsstiftern, das muss man trotz allem sagen,
und ich weiß auch nicht, ob man solche Dinge machen sollte. Nur, das Problem ist auch,
wenn Opern oder kulturelle Veranstaltungen sich nur unter das Diktat von der Sorge
setzen lassen, dass Gewalt ausgeübt wird, oder wenn manche meinen, sie könnten durch
Gewaltandrohung bestimmte Dinge, die in der Öffentlichkeit und in der Kunst, die ja
durch Kunstfreiheit bestimmt ist, verhindern, dann sind wir auf einem falschen Weg.
Wir sollten uns da in unserer Freiheit nicht beschränken lassen." Die Absetzung
der Mozart-Oper wird weltweit mit ungläubigem Erstaunen verfolgt. Der Wiener "Standard"
spricht von einem "Dammbruch", die "New York Times" von einem "Meilenstein der anderen
Art". Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Absetzung als unerträglich kritisiert.
"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer
mehr zurückweichen. Selbstzensur aus Angst ist nicht erträglich", sagte sie der "Neuen
Presse". Merkel fuhr fort: "Zulässig ist Selbstbeschränkung nur, wenn sie aus Verantwortung
im Rahmen eines echten, vollkommen gewaltlosen Dialogs der Kulturen folgt." Noch
ein Wort von Bischof Fürst zur aktuellen Sicherheits- und Innenpolitik: "Ich beobachte,
dass durch eine verständliche Sicherheitspolitik, die überall bei uns Raum greift,
größere Veranstaltungen so unter ein Sicherheitsdiktat bis ins Detail hinein gestellt
werden, dass man sich fragen muss, ob das Sinn macht. Iich verstehe die Sorge um die
Sicherheit, auf der anderen Seite wird es uns ja fast unmöglich gemacht, dass wir
uns in Freude und in Lockerheit noch versammeln." (pm/domradio 27.09.06 bp)