Dialog mit dem Islam auf „verlässlicheren Boden stellen“
Über 70 katholische
Bischöfe treffen sich in dieser Woche in Fulda, um gemeinsam zu diskutieren. Die Vorsitzenden
von 14 bischöflichen Kommissionen der Bischofskonferenz werden heute neu gewählt.
Außerdem soll der Papstbesuch in Bayern reflektiert und über die positiven Nachwirkungen
für die Kirche gesprochen werden. Steht also viel auf der Tagesordnung - und doch
beherrschte gestern, nach Ankunft der Bischöfe und Kardinäle, nur ein Thema die Gemüter:
Die Folgen der Regensburger Papstrede und die zum Teil aggressiven Reaktionen in der
muslimischen Welt. Johannes Schröer vom domradio ist in Fulda. Ihm hat der Vorsitzende
der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann erklärt, wie er das gestrige Treffen
des Papstes mit Vertretern muslimischer Länder, einordnet:
„Es ist, glaube
ich, eine gute Sache, dass der Papst die Vertreter der mehrheitlich muslimischen Botschafter
beim Vatikan zusammengerufen hat, dafür sind die schließlich auch da.“ Kardinal
Lehmann glaubt, dass sich die Wogen schon bald wieder glätten, dass dann der Dialog
zwischen den Religionen und nicht Hass und Gewalt im Mittelpunkt stehen. Der Vorsitzende
der deutschen Bischofskonferenz lobt ausdrücklich die überlegte Besonnenheit des Papstes:
„Also
ich bin zunächst einmal froh, dass der Papst insgesamt zum dritten Mal alles tut,
um die Wogen zu glätten.“
Es gebe eine lange Tradition christlich-muslimischer
Gespräche, meint Kardinal Lehmann. Und an die gilt es jetzt anzuknüpfen:
„Vielleicht
ist es jetzt eine gute Gelegenheit, dass man den Dialog mit dem Islam auf etwas noch
verlässlicheren Boden stellt. Man sieht ja, dass der Dialog noch viel schwieriger
ist, als man vielleicht manchmal denkt.“
Es geht hier um Religion und Gewalt
und den Missbrauch von Religion, um Gewalt zu rechtfertigen:
„Darüber muss
man reden und wenn wir sagen, wir müssen miteinander über Religionsfreiheit und so
fort reden, dann sind das just diese Themen.“
Kardinal Lehmann ist zuversichtlich,
dass in der Diskussion und in dem Verhältnis der Christen zu Muslimen schon bald wieder
Normalität einkehrt:
„Ich finde, dass aus den muslimischen Ländern, die Zahl
der differenzierten Stellungnahmen gestiegen ist.“
Besonders aus der Türkei
kommen hier, nach anfänglicher Aufregung, sehr verständnisvolle Signale. Auch hier
sei man jetzt um ein gutes Miteinander und einen friedlichen Dialog bemüht:
„Die
Türkei will sicher auch den Besuch des Papstes, vom 28.-bis zum 30. November nicht
gefährden – das hat ja auch Auswirkungen für die internationale Gültigkeit.“
Der
Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann hat mit unserem
Korrespondenten Johannes Schröer über das Treffen des Papstes mit Vertretern muslimischer
Länder, gestern in Castel Gandolfo gesprochen. (rv/domradio 26.09.06 sis)