Bischof Paul Hinder
ist apostolischer Vikar in Arabien. Der Schweizer Kapuziner ist zu einem Kurs für
neue Bischöfe nach Rom gekommen, zu dem der Heilige Stuhl vergangene Woche lud. Hinder
hält das heutige Treffen zwischen Papst und Vertretern mehrheitlich muslimischer Länder
für "sehr wichtig".
"Dass die Leute, die sich bisher nur über Presse bzw.
Geschriebenes begegnet sind, sich von Angesicht zu Angesicht sehen. Ich denke, es
gibt genügend Signale von seiten der Moslems, dass eine Bereitschaft besteht, den
Konflikt, der da aufgebrochen ist, auf friedlichem Weg zu beenden."
Bischof
Hinder ist für die rund zwei Millionen Katholiken in sechs arabischen Ländern zuständig:
Bahrain, Katar, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman und Jemen. Hundert
Prozent der Christen sind Ausländer, meist aus den Philippinen, Indien oder dem Libanon.
Der Islam ist in allen Ländern Staatsreligion, Religionsfreiheit ein schwieriges Kapitel,
wenngleich sich die Lage in den einzelnen Staaten jeweils anders präsentiert, sagt
Hinder.
"Wenn ich an einzelne Gegenden in meinem Vikariat denke, wo ich weiß,
dass Hunderttausende von Katholikinnen und Katholiken keine Möglichkeit haben, ihren
Glauben überhaupt gefahrlos ausüben zu können.... Das drückt mich, ich kann damit
auch nicht einverstanden sein. Aber ich möchte auch hier nicht anklagen, um nicht
das, was getan werden kann, zu gefährden. Aber ich gehe auch von meiner christlichen
Überzeugung aus: Es gibt Dinge, die man nur durch Gebet und Fasten erreichen kann."
Aus
Solidarität mit den Moslems machte Bischof Hinder den gestrigen Beginn des Ramadan
zu einem persönlichen Fastentag. Es ging ihm dabei "gerade in dieser schwierigen Zeit
nach der Papst-Ansprache" um ein Zeichen der Versöhnung, was durchaus einen doppelseitigen
Aspekt hat.
"Für mich ging es auch darum, gestern einen Tag des Gebetes einzuschalten,
ich gehe jetzt zurück in diese Situation, die ja nicht leicht zu bewältigen ist auch
für einen Bischof, und ich habe sehr bewusst den Tag des Gebetes um Versöhnung für
mich gestaltet. Es gibt sicher Vorkommnisse, bei denen WIR um Vergebung zu bitten
haben. Ich selbst habe das in dem Brief an die muslimischen Freunde geschrieben, dass
auch ich bereit bin, aus meiner christlichen Überzeugung heraus Vergebung zu gewähren
dort, wo wir selbst oft beleidigt werden oder Nachteile in Kauf zu nehmen haben, die
eigentlich nicht sein müssten." (rv 25.09.06 gs)