Indonesien: Vatikan bestürzt über Hinrichtung von Katholiken
Der Vatikan hat sich bestürzt über die Hinrichtung von drei Katholiken in Indonesien
geäußert. Die Erschießung der drei Indonesier sei eine "sehr traurige und schmerzliche
Nachricht", sagte "Vatikansprecher" Pater Federico Lombardi. Jeder Vollzug einer Todesstrafe
sei "eine Niederlage für die Menschheit". Lombardi erinnerte an die wiederholten Versuche
des Vatikan, bei der indonesischen Regierung zugunsten der drei Christen zu intervenieren.
Bei dem Prozess, der zu den Todesurteilen führte, seien keine Beweise vorgelegt worden,
beklagte der vatikanische Asienexperte Bernardo Cervellera vom römischen Nachrichtendienst
Asianews. Ebenso wenig seien Zeugen der Verteidigung zugelassen gewesen. Der Apostoliche
Nuntius in Indonesien, Albert Malcolm Ranjith, hatte noch wenige Stunden vor der Hinrichtung
vergeblich bei der indonesischen Regierung interveniert.
Mehrere hundert Menschen
haben in Indonesien zum Teil gewalttätig gegen die Hinrichtung der drei Katholiken
protestiert. Die drei Männer waren wegen religiös motivierter Gewalt zum Tode verurteilt
worden. Die Männer im Alter von 42, 48 und 60 Jahren wurden nach Angaben der staatlichen
Nachrichtenagentur Antara in der vergangenen Nacht kurz nach Mitternacht an einem
geheim gehaltenen Ort auf der Insel Sulawesi erschossen. Auf Sulawesi kam es später
zu Brandstiftungen und Plünderungen.
In Atambua in Westtimor zerschlugen Demonstranten
nach indonesischen Medienberichten Scheiben und setzten das Büro des Staatsanwalts
in Brand. Der örtliche Polizeichef und ein Bischof riefen die Demonstranten zur Ruhe
auf.Die Hinrichtung der drei Männer war ursprünglich bereits für Mitte August geplant
gewesen, war aber nach internationalen Protesten verschoben worden. Für die Verurteilten
hatte sich unter anderem Papst Benedikt XVI. eingesetzt. Die Verurteilten hatten ihre
Unschuld beteuert. Noch am Donnerstag hatten die Anwälte der Männer an den Präsidenten
ein Gnadengesuch gerichtet. Tausende von indonesischen Christen hatten sich zu Gebeten
für die Verurteilten versammelt.
In Zentral-Sulawesi starben in den Jahren
1998 bis 2001 bei den Unruhen zwischen Christen und Muslimen rund 2.000 Menschen.
Die drei Verurteilten sollen 2001 einen Mob aus Christen angestiftet haben, eine muslimische
Grundschule anzugreifen. Rund 85 Prozent der Indonesier sind muslimisch. (kipa/epd/agenturen
22.09.06 sk)