2006-09-21 13:27:21

Indonesien: Hinrichtung oder nicht?


RealAudioMP3 Im Fall der drei zum Tod verurteilen Katholiken in Indonesien geht das Bangen weiter. Agenturberichte über einen definitiven Hinrichtungstermin heute Nacht widersprechen Angaben, wonach die Tötung der drei Katholiken abermals verschoben worden sei. Die Männer sollen für religiös motivierte Unruhen in Poso im Mai 2000 verantwortlich sein, bei dem es zu einem Massaker an Moslems kam. Fest steht allerdings, dass die indonesischen Gerichte den Prozess nicht ordnungsgemäß geführt haben, sagt Pater Franz Magnis, ein deutscher, in Jakarta lehrender Jesuit.

„Einerseits sagt die Staatsanwaltschaft, dass alle Rechtsmittel erschöpft sind und die Strafe vollzogen werden muss. Andererseits sagen auch einige muslimische Kenner der Situation, dass es wirklich nicht sicher ist, dass diese drei in die Morde verwickelt sind.“

Dazu gibt es ein politisches Problem, das gegen die drei Katholiken spricht:

„Dass wir die Attentäter des Bali-Attentates von 2002 haben, die ebenfalls zum Tod verurteilt sind und jetzt in nicht zu langer Zeit hingerichtet werden müssen. Nun hat sich inoffiziell eine Art Nexus herausgebildet, dass es in einem Land mit großer muslimischer Mehrheit politisch schwierig zu sein scheint, die Muslime hinzurichten, wenn die drei Katholiken nicht hingerichtet werden.“

Das Gnadengesuch Papst Benedikts vor wenigen Wochen für die drei Todeskandidaten hat in Indonesien Eindruck gemacht, betont Magnis. Andererseits aber habe es auch die Reaktion von Bürgern provoziert, es handle sich um Einmischung in indonesische Angelegenheiten. Und:

„Ich vermute auch, dass die Kontroversen um den Papst-Vortrag in Regensburg in diesem Zusammenhang sich negativ ausgewirkt haben, weil sich der Präsident jetzt eigentlich nicht leisten kann, darauf besonders zu hören. Es war richtig, dass der Papst sich für die drei eingesetzt hat, die Formulierung in seinem Telegramm war hervorragend, weil er vermieden hat, etwas über den Gerichtsprozess zu sagen, aber gleichzeitig seine Ablehnung der Todesstrafe zum Ausdruck gebracht hat, was implizit auch den nichtchristlichen Verurteilten zugute käme.“

Das monatelange Tauziehen um das Schicksal Männer, einschließlich des päpstlichen Gnadengesuchs, hat eine breite öffentliche Debatte in dem mehrheitlich muslimischen Land über den Sinn der Todesstrafe überhaupt ausgelöst.
(rv 21.09.06 gs)








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