Im Fall der drei zum
Tod verurteilen Katholiken in Indonesien geht das Bangen weiter. Agenturberichte über
einen definitiven Hinrichtungstermin heute Nacht widersprechen Angaben, wonach die
Tötung der drei Katholiken abermals verschoben worden sei. Die Männer sollen für religiös
motivierte Unruhen in Poso im Mai 2000 verantwortlich sein, bei dem es zu einem Massaker
an Moslems kam. Fest steht allerdings, dass die indonesischen Gerichte den Prozess
nicht ordnungsgemäß geführt haben, sagt Pater Franz Magnis, ein deutscher, in Jakarta
lehrender Jesuit.
„Einerseits sagt die Staatsanwaltschaft, dass alle Rechtsmittel
erschöpft sind und die Strafe vollzogen werden muss. Andererseits sagen auch einige
muslimische Kenner der Situation, dass es wirklich nicht sicher ist, dass diese drei
in die Morde verwickelt sind.“
Dazu gibt es ein politisches Problem, das gegen
die drei Katholiken spricht:
„Dass wir die Attentäter des Bali-Attentates von
2002 haben, die ebenfalls zum Tod verurteilt sind und jetzt in nicht zu langer Zeit
hingerichtet werden müssen. Nun hat sich inoffiziell eine Art Nexus herausgebildet,
dass es in einem Land mit großer muslimischer Mehrheit politisch schwierig zu sein
scheint, die Muslime hinzurichten, wenn die drei Katholiken nicht hingerichtet werden.“
Das Gnadengesuch Papst Benedikts vor wenigen Wochen für die drei Todeskandidaten
hat in Indonesien Eindruck gemacht, betont Magnis. Andererseits aber habe es auch
die Reaktion von Bürgern provoziert, es handle sich um Einmischung in indonesische
Angelegenheiten. Und:
„Ich vermute auch, dass die Kontroversen um den Papst-Vortrag
in Regensburg in diesem Zusammenhang sich negativ ausgewirkt haben, weil sich der
Präsident jetzt eigentlich nicht leisten kann, darauf besonders zu hören. Es war richtig,
dass der Papst sich für die drei eingesetzt hat, die Formulierung in seinem Telegramm
war hervorragend, weil er vermieden hat, etwas über den Gerichtsprozess zu sagen,
aber gleichzeitig seine Ablehnung der Todesstrafe zum Ausdruck gebracht hat, was implizit
auch den nichtchristlichen Verurteilten zugute käme.“
Das monatelange Tauziehen
um das Schicksal Männer, einschließlich des päpstlichen Gnadengesuchs, hat eine breite
öffentliche Debatte in dem mehrheitlich muslimischen Land über den Sinn der Todesstrafe
überhaupt ausgelöst. (rv 21.09.06 gs)