2006-09-21 14:10:54

Frankreich: Laizität lockern


Die seit mehr als 100 Jahren in Frankreich geltende Trennung von Kirche und Staat soll gelockert werden. Innenminister und Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy hat die Debatte heute mit dem Vorschlag neu entfacht, die Kommunen sollten in Zukunft den Bau von Kultstätten finanziell mittragen können. Der in der katholischen Tageszeitung „La Croix“ geäußerte Vorstoß hat „Religionen mit aktuell starker Ausdehnung auf unserem Staatsgebiet“ im Blick, also in erster Linie den Islam. Sarkozy erwähnte allerdings auch ausdrücklich das evangelische Christentum. Den Vorschlag hatte eine vom Innenminister eingesetzte Kommission in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet. Gestern Abend überreichte der Kommissionsleiter das 86seite Dokument an Sarkozy. Die jetzigen französischen Gesetze lassen nicht zu, dass der Staat Kultus-Neubauten unterstützt. Das Argument des Innenministers ist, dass Moslems ihre Gottesdienste nicht in Kellern oder in Gebäuden abhalten, die von Saudi-Arabien bezahlt werden. In „La Croix“ plädierte Sarkozy für «eine farbenfrohe, vielseitige und durch seine Vielfalt reiche Gesellschaft». Es dürfe keine Bürger zweiter Klasse geben, weil dies nur zu Radikalisierungen führe. In Frankreich ist der Islam mit rund sechs Prozent der Bevölkerung die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Die Laizität, also die strikte Trennung von Kirche und Staat, ist seit ihrer Einführung 1905 eine tragende Säule der Gesellschaft.
( „La Croix“/ efe 21.09.06 gs)








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