Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Brasilien vom 1. Oktober hat der Befreiungstheologe
Leonardo Boff die Politik von Staatspräsident Luis Inacio Lula da Silva scharf kritisiert.
Lula habe die Chance zu großen strukturellen Reformen vertan, die die Nation vor dem
Desaster retten könnten, sagte Boff in einem Interview der Zeitschrift «Unisinos».
Der Theologe hatte nach Lulas Amtsantritt Ende 2002 zunächst als Präsidentenberater
fungiert. Er beklagte, die großen Institutionen der Weltwirtschaft und die wichtigsten
Staatschefs der Welt seien zufrieden mit Lula, weil er ein «Element des Systems» sei.
Bei den brasilianischen Sozialbewegungen treffe man allerdings auf Enttäuschung und
sogar Wut, weil sich der frühere Gewerkschafter von der Basis getrennt habe. (kna
21.09.06 gs)