Vatikan: Papst betont Respekt vor Islam und allen Weltreligionen
"Die Worte Manuels
II. sind nicht meine persönliche Meinung." Das hat Papst Benedikt am Mittwoch
explizit unterstrichen. Die Generalaudienz auf dem Petersplatz fand unter verschärften
Sicherheitsbedingungen statt; zehntausende Pilger mussten lange Wartezeiten in Kauf
nehmen, über dem Platz kreiste ein Polizeihubschrauber. Nach Drohungen von Islamisten
gegen den Papst wurde der Petersplatz mit einem großen Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften
geschützt. Der Papst, der im offenen Wagen durch die Menge fuhr, wirkte bei seiner
Rede angespannt. Anstelle einer Katechese ließ er, wie angekündigt, die Bayernreise
Tag für Tag Revue passieren. Er betonte abermals, dass seine Intention des Vortrags
leider missverstanden wurde. Auf italienisch erklärte er:
"Eine außerordentlich
schöne Erfahrung war es für mich, eine Vorlesung vor einem großen Auditorium von Professoren
und Studenten in der Universität von Regensburg zu halten, wo ich viele Jahre als
Professor gelehrt habe. Voll Freude konnte ich noch einmal die universitäre Welt erleben,
die während einer langen Periode meines Lebens meine geistige Heimat gewesen ist.
Als Thema habe ich die Frage der Beziehung von Glauben und Vernunft gewählt. Um das
Auditorium in die Dramaturgie und die Aktualität des Themas einzuführen, habe ich
einige Worte aus einem christlich-islamischen Dialog des 14. Jahrhunderts zitiert,
in dem der christliche Gesprächspartner, der byzantinische Kaiser Manuel II. Paleologos,
in einer für uns unverständlich barschen Weise dem islamischen Gesprächspartner das
Problem zwischen Religion und Gewalt präsentiert. Dieses Zitat eignete sich
leider dazu, missverstanden zu werden. Für den aufmerksamen Leser meines Textes wird
aber klar, dass ich mir in keiner Weiser diese negativen Worte zu eigen machen wollte,
die vom mittelalterlichen Kaiser in diesem Dialog ausgesprochen wurden, und dass deren
polemischer Zusammenhang nicht meine persönliche Überzeugung zum Ausdruck bringt.
Meine Absicht war vollkommen anders: Davon ausgehend, was Manuel II. im Folgenden
positiv ausführt - mit einem sehr schönen Wort - über die Vernunftmäßigkeit, die die
Weitergabe des Glaubens bestimmen muss, wollte ich erklären, dass nicht Religion und
Gewalt, sondern Religion und Vernunft zusammen gehören. Das Thema meines
Vortrags entsprechend des Auftrags der Universität war folglich, wie bereits gesagt,
das Verhältnis von Glaube und Vernunft. Ich wollte zum Dialog des christlichen Glaubens
mit der modernen Welt einladen und zum Dialog aller Kulturen und Religionen. Ich hoffe,
dass bei verschienen Anlässen meines Besuchs - zum Beispiel in München als ich unterstrichen
habe, wie wichtig es ist, das zu respektieren, was für die anderen Heilig ist - mein
tiefer Respekt für die großen Religionen ganz deutlich wurde, vor allem für die Moslems,
die ,den alleinigen Gott anbeten’ und mit denen wir aufgefordert sind ,gemeinsam einzutreten
für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht
zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen` (Nostra Aetate, 3). Ich vertraue
also darauf, dass nach den ersten Reaktionen meine Worte in der Universität von Regensburg
Anstoß und Ermutigung sein können für einen positiven wie selbstkritischen Dialog,
sowohl zwischen den Religionen wie auch zwischen der modernen Vernunft und dem christlichen
Glauben."
Auf den Vortrag in der Regensburger Universität ging der Papst
nur in den italienischen, französischen und englischen Passagen der Generalaudienz
ein, in der deutschen Grußbotschaft etwa fehlte ein Verweis darauf. (rv 20.09.06
bp/sis)