Der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat den Papst gegen Kritik aus
der islamischen Welt in Schutz genommen. Am Dienstag Abend auf dem Jahresempfang des
Kommissariates der deutschen Bischöfe in Berlin hielt er einen Vortrag mit dem Titel
„Chancen und Grenzen des Dialogs zwischen den ‚abrahamitischen Religionen’“ – Birgit
Pottler fasst zusammen.
Die Säkularisierung ist auf dem Rückzug – mit diesem
soziologischen Tatbestand eröffnet Lehmann seine Ausführungen. Die Religion sei „auf
die globale Bühne“ zurückgekehrt, das zeigten auch die Reaktionen auf die Regensburger
Vorlesung. Religion mobilisiere den öffentlichen Diskurs. Nur ein „interreligiöses
Gespräch“, das sich offen den Grundfragen der Religion stelle, könne die schwierigen
Probleme diskutieren – dazu gehöre die Gewalt, erläutert Lehmann. „Religiös legitimierte“
Gewalt stelle ein Phänomen dar, „das sich vorwiegend - wenngleich nicht ausschließlich
- am Islam“ festmachen ließe, so Lehmann. Dies festzustellen bedeute nicht, Muslime
unter Generalverdacht zu stellen. Es müsse aber gefragt werden, inwieweit in der muslimischen
Religion die theologische Tradition des kämpfenden und herrschenden Islams eine Rolle
spiele. Lehmann führte auch die Schwierigkeiten des Islams mit einem westlichen Verständnis
von Freiheit und Menschenrechten an, um die Schwierigkeit eines christlich-islamischen
Gesprächs zu verdeutlichen. Abschließend wies Lehmann darauf hin, dass viele Stellungnahmen
das Denken des Papstes „total in das Gegenteil“ verkehrten. Viele Stimmen zu der „angeblichen“
Mentalität des Papstes bezeichnet Lehmann als schlichtweg „haltlos“. Lehmann ermunterte
jeden Einzelnen, in der Rede des Papstes an Muslime im August 2005 in Köln den Standpunkt
Benedikts selber nachzulesen und sich eine eigene Meinung zu bilden. (rv 20.09.06
sis)