Vatikan: Start einer diplomatischen Offensive in islamischen Ländern
Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone will mit einer diplomatischen Initiative
die Missverständnisse um die Papstäußerungen zum Islam ausräumen. Er beauftragte
die Vatikan-Vertreter in islamisch geprägten Ländern, den Regierungen seine Klarstellung
vom vergangenen Samstag sowie die gesamte Papstrede zu überbringen. Er hoffe, dass
die Erläuterungen verstanden würden, da der Papsttext "schwer manipuliert" worden
sei, sagte Bertone nach einem Gottesdienst in Rom.
Bertone sagte dem "Corriere
della Sera" von heute, es habe auch "richtige Reaktionen" auf die Rede von Benedikt
XVI. gegeben. Als Beispiel nannte er den Rektor der Moschee in Marseille. Dieser habe
klargestellt, dass er sich "weder erstaunt noch verletzt" fühle, da die Papstrede
eine Einladung zum Nachdenken über die Worte des Propheten bedeute. Der Kardinal-Staatssekretär
äußerte sich erneut zuversichtlich, dass die für Ende November geplante Türkei-Reise
stattfinde. Der Dialog mit dem Islam gehe auf mehreren Ebenen weiter, so über diplomatische
Kontakte und über den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog.
Irritiert
äußerte sich Bertone über die Kritik "einiger Politiker" und "einer großen Zeitung".
Ohne den Namen der "New York Times" namentlich zu nennen, sprach er von einem "sehr
harten Angriff". Das Blatt hatte die Papstworte als "tragisch und gefährlich" bezeichnet
und Benedikt XVI. vorgeworfen, "Zwietracht zwischen Christentum und der muslimischen
Welt" zu säen. (kna 180906 mc)