Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper warnt mit Blick auf den Streit um Äußerungen
des Papstes zum Islam vor zu hohen Erwartungen an den interreligiösen Dialog. Der
Islam verstehe sich als dem Christentum überlegen und verhalte sich bisher nur dort
tolerant, wo er in der Minderheit sei, sagte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates
dem Nachrichten-Magazin «Der Spiegel». «Wo er die Mehrheit hat, kennt er keine Religionsfreiheit
in unserem Sinn.» Zugleich rief Kasper die Europäer auf, den Muslimen als «geistig
und geistlich starker Partner» entgegenzutreten.
Die muslimische Kultur
habe bisher keinen Zugang zu westlichen Werten wie den Menschenrechten oder der Gleichberechtigung
der Frau gefunden, betonte der vatikanische «Ökumeneminister». Diese «Defizite» seien
ein Grund für die Frustration vieler Muslime, die oft in Hass und Gewalt gegenüber
dem Westen umschlage. Den Terroristen diene der Islam als «Maske, hinter der sich
nicht Religion, sondern Verzweiflung und Nihilismus verbergen», sagte Kasper. Für
ihn ist noch offen, ob ein Euro-Islam möglich ist, der den muslimischen Glauben mit
Demokratie verbindet. (kna 180906 mc)