2006-09-14 13:00:05

Stoiber verabschiedet den Papst


Heiliger Vater,
seit Ihrer Ankunft vor sechs Tagen hier am Münchner Flughafen leuchtet unser bayerischer Himmel in Weiß und Blau. „Papstwetter“ haben es die Zeitungen genannt. Und das stimmt gleich im doppelten Sinn. Denn seit Sie hier sind, strahlt die Sonne mit den Menschen in Bayern um die Wette. Sie haben mit Ihrem Heimatbesuch Hunderttausenden von Gläubigen in unserem Land unvergessliche Erlebnisse geschenkt. Sie sind der Papst unserer Herzen geworden. Eine Woge der Begeisterung und Herzlichkeit hat Sie erreicht – überall, wo Sie auf Ihrer Pastoralreise waren. Sie haben die Menschen zutiefst berührt – mit Ihrem Lachen, mit Ihren Gesten, mit Ihren Worten. Wir alle haben deutlich gespürt: Zu uns spricht nicht allein Papst Benedikt XVI., der Nachfolger im Petrusamt. Hier spricht auch der Seelsorger und Mensch, der seine Heimat liebt und die Menschen, die hier leben.
Zu Beginn der Predigt beim Gottesdienst auf dem Münchner Messegelände sagten Sie: „Ich danke Gott für diese schöne Heimat und für die Menschen, die sie zur Heimat gemacht haben.“
Ein schöneres Geschenk als dieses offene und herzliche Bekenntnis zu Ihren bayerischen Wurzeln hätten Sie den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes nicht machen können.
Aber auch Ihre Botschaften haben uns sehr nachdenklich gemacht. Die „Schwerhörigkeit Gott gegenüber“, die Sie in München-Riem thematisiert haben, trifft den Nerv unserer säkularen westlichen Welt. Technik- und Wissenschaftsgläubigkeit ohne ein tragfähiges ethisches Fundament ist ebenso
gefährlich wie falsch verstandene Toleranz, die zur Beliebigkeit wird.
Ich danke Ihnen für Ihre klaren Worte und kann Ihnen versichern, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen. Das christliche Menschenbild und das christlich-abendländische Wertefundament sind in Bayern nach wie vor fest verankert. Diese Werte müssen wir gerade auch an unsere Kinder weitergeben –
in der Familie, in der Schule, im Religionsunterricht und natürlich auch in den Kirchengemeinden. Ihre Vesper im Münchner Liebfrauendom mit den Familien und Kindern war ein wunderschönes Zeichen dafür, wie jung und kraftvoll Glaube ist, wenn man ihn hegt, pflegt und wachsen lässt. Doch dafür braucht es Vorbilder, Menschen, die ganz bewusst Zeugnis ablegen für Gott. Ich möchte an dieser Stelle den Religionspädagogen, Priestern, Ordensleuten und allen
Freiwilligen danken, die sich ehrenamtlich im kirchlichen Bereich engagieren. Sie haben unser christliches Bayern entscheidend mitgeprägt. Wir brauchen diese Frauen und Männer im sozialen und pastoralen Leben unserer Städte und Gemeinden, die ihren Glauben vorleben und uns mit ihrem Vorbild Halt
und Orientierung geben.
Glaube steckt an und weckt Begeisterung. Glaube schenkt Freude an Gott und am Miteinander. „Wer glaubt, ist nie allein!“ Dieses Motto Ihrer Reise haben Sie uns vorgestern bei der Predigt in Regensburg überzeugend und begeistert vermittelt. Und wir alle konnten das in den letzten sechs Tagen selbst hautnah erleben.
Heiliger Vater, weit mehr als eine halbe Million Gläubige sind Ihrer Einladung
nach München, Altötting und Regensburg gefolgt und haben mit Ihnen Gottesdienst gefeiert - ganz abgesehen von den Millionen Fernsehzuschauern vor den Bildschirmen. In Wort und Eucharistiefeier haben wir die Gemeinschaft in Christus als Sinn stiftende Kraft erleben dürfen. Wir alle sind dankbar, dass wir dieses wunderbare Fest des Glaubens mit Ihnen feiern durften. Wenn heute auf dem Flughafen so viele junge Menschen aus bayerischen Pfarreien versammelt sind, so stehen sie für die künftigen Generationen von Christen, denen Sie mit Wort und Tat Mut gemacht und gesagt haben: Steht zu eurem Glauben!
Steht zu euren christlichen Überzeugungen! Diese jungen Menschen stehen aber auch stellvertretend für alle bayerischen Bürgerinnen und Bürger, für Jung und Alt. Sie wollen Ihnen danken für die Zeit, die Sie mit uns verbracht
haben, für die Zuwendung und Liebe, die Sie uns geschenkt haben und für die spirituellen Impulse, die Sie uns mit auf den Weg gegeben haben.
Nach sechs Tagen müssen wir heute schweren Herzens von Ihnen Abschied nehmen. Wir wissen auch, dass Ihre nächsten Reisen Sie in andere Länder führen werden, wo die Menschen Sie ebenso mit großer Freude und Begeisterung erwarten und herbeisehnen. Neben den besten Wünschen Ihrer Landsleute, die Sie auf dem Weg nach Rom begleiten sollen, möchte ich Ihnen persönlich und im Namen aller ein herzliches Vergelt’s Gott sagen: Vergelt’s Gott für Ihren Besuch! Vergelt’s Gott für alles, was Sie uns in diesen Tagen gegeben haben.
Und ich sage ganz bewusst: Auf Wiedersehen! Gleich ob es in Bayern oder an anderen Orten in Deutschland ist.
(rv 14.09.06 gs)








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