Heiliger Vater, seit Ihrer Ankunft vor sechs Tagen hier am Münchner Flughafen leuchtet
unser bayerischer Himmel in Weiß und Blau. „Papstwetter“ haben es die Zeitungen genannt.
Und das stimmt gleich im doppelten Sinn. Denn seit Sie hier sind, strahlt die Sonne
mit den Menschen in Bayern um die Wette. Sie haben mit Ihrem Heimatbesuch Hunderttausenden
von Gläubigen in unserem Land unvergessliche Erlebnisse geschenkt. Sie sind der Papst
unserer Herzen geworden. Eine Woge der Begeisterung und Herzlichkeit hat Sie erreicht
– überall, wo Sie auf Ihrer Pastoralreise waren. Sie haben die Menschen zutiefst berührt
– mit Ihrem Lachen, mit Ihren Gesten, mit Ihren Worten. Wir alle haben deutlich gespürt:
Zu uns spricht nicht allein Papst Benedikt XVI., der Nachfolger im Petrusamt. Hier
spricht auch der Seelsorger und Mensch, der seine Heimat liebt und die Menschen, die
hier leben. Zu Beginn der Predigt beim Gottesdienst auf dem Münchner Messegelände
sagten Sie: „Ich danke Gott für diese schöne Heimat und für die Menschen, die sie
zur Heimat gemacht haben.“ Ein schöneres Geschenk als dieses offene und herzliche
Bekenntnis zu Ihren bayerischen Wurzeln hätten Sie den Bürgerinnen und Bürgern dieses
Landes nicht machen können. Aber auch Ihre Botschaften haben uns sehr nachdenklich
gemacht. Die „Schwerhörigkeit Gott gegenüber“, die Sie in München-Riem thematisiert
haben, trifft den Nerv unserer säkularen westlichen Welt. Technik- und Wissenschaftsgläubigkeit
ohne ein tragfähiges ethisches Fundament ist ebenso gefährlich wie falsch verstandene
Toleranz, die zur Beliebigkeit wird. Ich danke Ihnen für Ihre klaren Worte und
kann Ihnen versichern, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen. Das christliche Menschenbild
und das christlich-abendländische Wertefundament sind in Bayern nach wie vor fest
verankert. Diese Werte müssen wir gerade auch an unsere Kinder weitergeben – in
der Familie, in der Schule, im Religionsunterricht und natürlich auch in den Kirchengemeinden.
Ihre Vesper im Münchner Liebfrauendom mit den Familien und Kindern war ein wunderschönes
Zeichen dafür, wie jung und kraftvoll Glaube ist, wenn man ihn hegt, pflegt und wachsen
lässt. Doch dafür braucht es Vorbilder, Menschen, die ganz bewusst Zeugnis ablegen
für Gott. Ich möchte an dieser Stelle den Religionspädagogen, Priestern, Ordensleuten
und allen Freiwilligen danken, die sich ehrenamtlich im kirchlichen Bereich engagieren.
Sie haben unser christliches Bayern entscheidend mitgeprägt. Wir brauchen diese Frauen
und Männer im sozialen und pastoralen Leben unserer Städte und Gemeinden, die ihren
Glauben vorleben und uns mit ihrem Vorbild Halt und Orientierung geben. Glaube
steckt an und weckt Begeisterung. Glaube schenkt Freude an Gott und am Miteinander.
„Wer glaubt, ist nie allein!“ Dieses Motto Ihrer Reise haben Sie uns vorgestern bei
der Predigt in Regensburg überzeugend und begeistert vermittelt. Und wir alle konnten
das in den letzten sechs Tagen selbst hautnah erleben. Heiliger Vater, weit mehr
als eine halbe Million Gläubige sind Ihrer Einladung nach München, Altötting und
Regensburg gefolgt und haben mit Ihnen Gottesdienst gefeiert - ganz abgesehen von
den Millionen Fernsehzuschauern vor den Bildschirmen. In Wort und Eucharistiefeier
haben wir die Gemeinschaft in Christus als Sinn stiftende Kraft erleben dürfen. Wir
alle sind dankbar, dass wir dieses wunderbare Fest des Glaubens mit Ihnen feiern durften.
Wenn heute auf dem Flughafen so viele junge Menschen aus bayerischen Pfarreien versammelt
sind, so stehen sie für die künftigen Generationen von Christen, denen Sie mit Wort
und Tat Mut gemacht und gesagt haben: Steht zu eurem Glauben! Steht zu euren christlichen
Überzeugungen! Diese jungen Menschen stehen aber auch stellvertretend für alle bayerischen
Bürgerinnen und Bürger, für Jung und Alt. Sie wollen Ihnen danken für die Zeit, die
Sie mit uns verbracht haben, für die Zuwendung und Liebe, die Sie uns geschenkt
haben und für die spirituellen Impulse, die Sie uns mit auf den Weg gegeben haben. Nach
sechs Tagen müssen wir heute schweren Herzens von Ihnen Abschied nehmen. Wir wissen
auch, dass Ihre nächsten Reisen Sie in andere Länder führen werden, wo die Menschen
Sie ebenso mit großer Freude und Begeisterung erwarten und herbeisehnen. Neben den
besten Wünschen Ihrer Landsleute, die Sie auf dem Weg nach Rom begleiten sollen, möchte
ich Ihnen persönlich und im Namen aller ein herzliches Vergelt’s Gott sagen: Vergelt’s
Gott für Ihren Besuch! Vergelt’s Gott für alles, was Sie uns in diesen Tagen gegeben
haben. Und ich sage ganz bewusst: Auf Wiedersehen! Gleich ob es in Bayern oder
an anderen Orten in Deutschland ist. (rv 14.09.06 gs)