Dieses altehrwürdige Gotteshaus, die Basilika
Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle, ist prachtvoll renoviert und erhält mit dem
heutigen Tag eine neue Orgel, die in dieser Stunde gesegnet und so feierlich ihrem
Zweck: der Verherrlichung Gottes und der Auferbauung des Glaubens übergeben wird.
Von einem Kanoniker dieses Stiftes, Carl Joseph Proske, gingen im 19.
Jahrhundert wesentliche Impulse zur Erneuerung der Kirchenmusik aus. Der gregorianische
Choral und die altklassische Vokalpolyphonie wurden in den liturgischen Ablauf integriert.
Die Pflege der liturgischen Kirchenmusik in der Alten Kapelle war von überregionaler
Bedeutung und machte Regensburg zu einem Zentrum der kirchenmusikalischen Reformbewegung,
deren Auswirkung bis in die Gegenwart reicht.
In der Liturgie-Konstitution
des II. Vaticanums (Sacrosanctum Concilium) wird verdeutlicht, daß „der mit
dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang ein notwendiger und integrierender Bestandteil
der feierlichen Liturgie ist“ (vgl. Nr. 112). Das bedeutet, daß Musik und Gesang mehr
als eine Zierde des Gottesdienstes, nämlich selbst dem Vollzug der Liturgie zugehörig
ist. Feierliche Kirchenmusik mit Chor, Orgel, Orchester und Volksgesang ist keine
die Liturgie umrahmende und verschönende Zutat, sondern eine wichtige Weise tätiger
Teilnahme am gottesdienstlichen Geschehen. Die Orgel wird seit alters und zu Recht
als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt
und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt. Darüber hinaus weist
sie, wie alle gute Musik, über das Menschliche hinaus auf das Göttliche hin. Die Vielfalt
ihrer Klangfarben, vom Leisen bis zum überwältigenden Fortissimo, erhebt sie über
alle anderen Instrumente. Alle Bereiche des menschlichen Seins kann sie zum Klingen
bringen. Die vielfältigen Möglichkeiten der Orgel mögen uns irgendwie an die Unbegrenztheit
und Herrlichkeit Gottes erinnern.
Im Psalm 150 werden Hörner und
Flöten, Harfen und Zithern, Zimbeln und Pauken genannt, all diese Instrumente sollen
zum Lob des dreifaltigen Gottes beitragen. In einer Orgel müssen die vielen Pfeifen
und die Register eine Einheit bilden. Klemmt es hier oder dort, ist eine Pfeife verstimmt,
dann ist dies zunächst vielleicht nur für ein geübtes Ohr vernehmbar. Sind mehrere
Pfeifen nicht mehr richtig gestimmt, gibt es Disharmonien, und es wird unerträglich.
Auch die Pfeifen dieser Orgel sind Temperaturschwankungen und Ermüdungseinflüssen
ausgesetzt. Das ist ein Bild für unsere Gemeinschaft. Wie in der Orgel eine berufene
Hand immer wieder die Disharmonien zum rechten Klang vereinen muß, so müssen wir auch
in der Kirche in der Vielfalt der Gaben und der Charismen immer neu durch die Gemeinschaft
des Glaubens den Einklang im Lob Gottes und in der geschwisterlichen Liebe finden.
Je mehr wir uns durch die Liturgie in Christus verwandeln lassen, um so mehr werden
wir fähig sein, auch die Welt zu verwandeln, indem wir die Güte, die Barmherzigkeit
und Menschenfreundlichkeit Christi ausstrahlen.
Die großen Komponisten
haben je auf ihre Weise mit ihrer Musik letztlich Gott verherrlichen wollen. Johann
Sebastian Bach hat viele seiner Partituren mit den Buchstaben S.D.G. überschrieben;
Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre. Und Anton Bruckner setzte den Satz voraus:
Dem lieben Gott gewidmet. Mögen alle Besucher dieser herrlichen Basilika von der Pracht
dieses Bauwerkes über die Liturgie mit dem Wohlklang der neuen Orgel und dem festlichen
Gesang zur Freude am Glauben geführt werden.