Die deutschen Fernsehprogramme
sprachen nach dem ersten Tag in Regensburg vor allem von der ökumenischen Vesper,
die Vorlesung in der Universität wird auf den Satz reduziert:: „Der Papst hat zum
Dialog der Kulturen aufgerufen.“ Für das ZDF-Morgenmagazin gehört der Privattag des
Papstes schon nahezu in den Szene-Teil; nach den Nachrichten gibt es das gar Vorhersagen
fürs „Papstwetter“. Eine Presseschau auf dem Hintergrund der Ereignisse von Birgit
Pottler:
Warum ist der Universitätsvortrag so wenig beachtet? Die Münchner
Abendzeitung fasst das Problem in Worte: Es seine Vorlesung über „Glaube, Vernunft
und Universität“ gewesen, „die selbst für Theologen nicht leicht zu verstehen war“. Demnach
haben die überregionalen Zeitungen wohl gute Theologen. Während sich italienische
wie französische Presse auf eine „Islamkritik“ des Papstes einschießen, liegt in Deutschland
der Schwerpunkt auf dem Dialog der Kulturen. Die Frankfurter Allgemeine widmet
sich auf sechs Seiten dem Tag in Regensburg, druckt die Papst-Vorlesung in voller
Länge. Der Leitartikel: „Der Papst warnt den Westen vor einem Scheitern im Dialog
der Kulturen“. Der Papst habe „die theologische Summe seines Lebens“ gezogen, schreibt
Daniel Deckers. Es ging „um die Grundfragen des christlichen Glaubens“, „um das Verhältnis
von menschlicher Vernunft und göttlicher Offenbarung“. Nur einen Absatz widmet Deckers
dem Thema „Heiliger Krieg“. Mit dem Verweis auf das Verhältnis der Religionen zur
Gewalt, ziehe Benedikt „eine Trennlinie, die klare nicht ausfallen kann“. Die Zusammenfassung:
„Eine Vernunft, … die Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig
zum Dialog.“ Die Süddeutsche Zeitung widmet dem Papstbesuch erneut Titelbild
und sechsseitigen Innenteil. Deutschland erlebe ein „Kirchenvolksfest“; dass weniger
Menschen als gedacht kämen, sei ein Rätsel, liege aber wohl an der flächendeckenden
Berichterstattung des Bayerischen Fernsehens und den Verkehrs- und Panikwarnungen
von Polizei und Organisatoren. Den Auftritt des Papstes in der Universität nennt Matthias
Drobinski eine „der besten Zusammenfassungen dessen, was der Gelehrte Joseph Ratzinger
zum Verhältnis von Glaube und Vernunft gesagt hat“. Der Papst hätte einen „tiefen
Einblick in sein Denken“ gegeben. Kein Wort von Islamkritik. Für die Regensburger
Mittelbayerische – übrigens die Zeitung, die der Papst liest – war die Papstrede
eine „Sternstunde für die Universität“. Zur Ökumenischen Vesper äußern sich die
Zeitungen knapper. Die Süddeutsche schreibt von „vagen Signalen“ des Papstes
und einer „christlichen Übungsstunde“. Klare Kritik in der Augsburger Allgemeinen:
Ein Kommentar in der Zeitung aus der Stadt von Religionsfrieden und Rechtfertigungserklärung
vermisst „konkrete Schritte“: Die Situation der Kirchen scheine festgefahren. Benedikt
XVI. wisse darum, sehe Handlungsbedarf aber zunächst bei den Gläubigen, nicht bei
der Amtskirche. Ein Kommentar, der nicht zu den positiven Stimmen aus der bayerischen
evangelischen Landeskirche passt. (rv 13.09.06 bp)