Die deutsche Presse
ist reich an Papst-Fotos und –Berichten, aber arm an Kommentaren. Negative fehlen
völlig. Neben den feiernden Pilgern nimmt der Gesundheitszustand des Papstes breiten
Raum ein. Doch während die italienische Presse Herzalarm ausrief, zitiert die Münchner
Abendzeitung den Malteserarzt in Papstnähe und spricht von „einem kleinen medizinischen
Wunder“. Der Gesundheitszustand sei erstaunlich. Die Frankfurter Allgemeine
widmet dem strengen Protokoll und straffen Programm die zweite Seite. Die „Mühsal
der Pilgerschaft“ hätte der Papst „in überreichem Maße“ auf sich genommen. Auf der
Titelseite referiert die FAZ die Predigt eines „erfreuten und glücklichen“ Papstes
in Altötting. Im Feuilleton gehört eine Spalte der Münchner Predigt vom Sonntag. Der
Titel: „Schwerhörig. Die Afrikaner kommen: Wie uns der Papst missioniert. “ Die
Süddeutsche Zeitung hat auf dem Titel nur noch das Papstwappen mit dem Verweis
auf den Innenseiten. Die Überschrift: „Papst beklagt Priestermangel“. Der sechsseitige
Sonderteil ist voll mit Fotos aus Altötting im Zeichen des Leitartikels „Schwelgen
im Altöttinger Gefühl“. Matthias Dobrinski merkt an, was vor Ort viele Journalisten
beschäftigte, aber nur wenige sich zu sagen trauten: „Der Papst hätte zum Beispiel
auch über starke Frauen reden können. Oder, dem Jahrestag entsprechend, vom 11. September
2001.“ Ein kleiner Kommentar. (rv 12.09.06 bp)