Auf dem Islinger Feld
bei Regensburg hat der Papst heute Vormittag die größte Messe seiner Deutschlandreise
gefeiert. Das Motto „Wer glaubt ist nie allein“ spielte dabei ein große Rolle, wieder
waren die Menschen seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Birgit Pottler berichtet:
Das
Islinger Feld war bis vor kurzem noch ein Acker, zwischen den Dörfern Ober- und Unterisling
gelegen, daher der Name. Regensburg selbst mit seinen 140.000 Einwohnern hatte keinen
Platz und so entschied man sich für die Freifläche an der Autobahn. 300 Hektar ist
sie groß, 300.000 Menschen waren gekommen, für jeden sozusagen ein Quadratmeter Fläche.
Seit Juli wurde hier an der Altarinsel gebaut, heute Vormittag waren bis zu 6.000
Helfer im Einsatz, 24 Unfallhilfsstellen waren aufgebaut und 26 Sanitätsstationen.
Der Papst war von all dem Einsatz ganz überwältigt : „Ich hatte mir gar nicht
vorstellen können und weiß es auch jetzt nur im großen Allgemeinen, wieviel Kleinarbeit
dazu gehörte, dass wir alle jetzt so beieinander sein können. Es ist mir zu Herzen
gegangen zu hören, wie viele Menschen … zusammengearbeitet haben, um Haus und Garten
bei mir schön zu machen. Auch da kann ich nur ganz beschämt Vergelt’s Gott sagen…“ Der
Papstaltar, die 40 Lautsprechertürme und 10 Großbildleinwände sind die einzige Hightechware
weit und breit. Wohin das Auge der Gläubigen schaut: Gepflegtes Ackerland, am Horizont
die Domtürme von Regensburg. Es ist anders als noch auf dem modernen Messegelände
in München, erst Recht als im barocken Altötting. Die Oberpfalz ist nüchterner, vielleicht
auch noch ein bisschen bodenständiger. Land und Leute hatten sich fein gemacht, hier
war der Papst wirklich Gast. Dass Bischof Gerhard Ludwig Müller das Credo anstimmte
und nicht der Oberhirte selbst verstärkte diesen Eindruck noch. 15.000 Ministranten
aus dem ganzen Freistaat sorgten für fröhliche Stimmung, schließlich waren für den
Papstbesuch eigens die Ferien verlängert worden. Das Organisationssystem ging auf:
Das gefürchtete Verkehrschaos, das den Kölnern vor einem Jahr die Freude vermiest
hatte, blieb aus. Die meisten Pilger waren mit Reisebussen gekommen, viele mit Fahrrädern,
die öffentlichen Verkehrsmittel waren nicht ausgelastet, dabei zählte die Bahn schon
130.000 Fahrgäste. Allein 700 Busse parkten auf der seit Mitternacht gesperrten Autobahn. Die
Diözese Regensburg hatte unterdessen alles, was für ihr kirchliches Leben wichtig
ist, auf das Feld gebracht. Die Regensburger Domspatzen sangen, neben dem Altar stand
das Kreuz aus der Schottenkirche, mit Heiligenreliquien und Partikel vom Kreuz Christi;
unter dem Altartisch lag der Schrein des Bistumspatrons Wolfgang – entsprechend frühchristlicher
Tradition, an den Gräbern der Glaubenszeugen Gottesdienst zu feiern. Der Altartisch
selbst wird künftig in der Pfarrkirche von Pentling stehen. Die Kirche begeht
am 12. September das Fest Maria Namen. Der Papst erinnerte mehrmals daran, war es
doch der Namenstag von Mutter und Schwester. Kinder mit kleinen Blumensträußen in
der Hand zogen gegen Ende des Gottesdienstes zum 500 Jahre alten Bild der Schutzmantelmadonna,
das aus der Dominikanerkirche geholt worden war. Benedikt der XVI. folgte ihnen und
betete still. Die Pilger in Regensburg boten das gleiche Bild wie die Münchner,
es war eine feiernde Gemeinde. Fröhlich und voller Erwartung vorher, dann still und
gesammelt, und danach freudestrahlend und glücklich. Jubel entbrannte erst nach dem
Segen – bis zum Te Deum. (rv 12.09.2006 bp)