Papst in Regensburg: Wissenschaft erklärt nicht alles
Papst Benedikt XVI.
wendet sich gegen die Behauptung, die Naturwissenschaft könne den letzten Ursprung
und Sinn der Welt erklären. Bei der Messe vor rund 300.000 Gläubigen in Regensburg
legte der Papst die Grundlagen des christlichen Glaubens dar. Birgit Pottler fasst
zusammen :
Es war eine klar strukturierte Predigt, theologisch und inhaltlich
dicht, aber in klarer Sprache. Denn, so Benedikt XVI:
„Der Glaube ist
einfach. … .Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken will.“
Der
Papst erklärte diesen Glauben schlicht entlang des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.
Das sei keine „Summe von Sätzen“, keine Bücher aus dem Mittelalter, keine Theorie.
Grundlage sei die Taufe, hier begegneten einander Gott und Mensch:
„Gott
beugt sich über uns Menschen im Geheimnis der Taufe; er geht uns entgegen und führt
uns so auch zueinander. Denn Taufe bedeutet, dass Jesus Christus uns sozusagen als
seine Geschwister und damit als Kinder in die Familie Gottes selber adoptiert. So
macht er uns damit alle zu einer großen Familie in der weltweiten Gemeinschaft der
Kirche. Ja, wer glaubt, ist nie allein.“
Der Papst lancierte mit dieser
Predigt keinen Appell, sondern lieferte theologische Information. Nicht ohne auf aktuelle
Fragen und Probleme der modernen säkularen Gesellschaft einzugehen:
„Seit
der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine
Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird.“
Das Verhältnis
von Theologie und Naturwissenschaft war Thema, die Bewertung der Evolutionstheorie,
eine Debatte, die den Papst seit langem und intensiv beschäftigt. Seine Erkenntnis:
„Die
Sache mit dem Menschen geht nicht auf ohne Gott, und die Sache mit der Welt, dem ganzen
weiten Universum, geht nicht auf ohne ihn. … Wir Christen sagen: Ich glaube an Gott,
den Schöpfer des Himmels und der Erde – an den Schöpfer Geist. Wir glauben, dass das
ewige Wort, die Vernunft am Anfang steht und nicht die Unvernunft. Mit diesem Glauben
brauchen wir uns nicht zu verstecken, mit ihm brauchen wir nicht zu fürchten, uns
auf einem Holzweg zu bewegen.“
Im Gegenteil, den Glauben müsse man weiter
tragen. Damit war der Papst beim nächsten Punkt. An welchen Gott glauben wir? Seine
Antwort: An einen Gott, der ein menschliches Gesicht angenommen hat.
„Heute,
wo wir die Pathologien und die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der
Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es
wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichen Antlitz
Gottes zu stehen. Erst das erlöst uns von der Gottesangst, aus der letztlich der moderne
Atheismus geboren wurde. Erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der
Furcht vor der Leere des eigenen Daseins.“
„Der richten wird, die Lebenden
und die Toten.“: Der Papst fährt fort in seiner Auslegung des Glaubensbekenntnisses.
Und fragt, stellvertretend für unzählige Katechismusschüler:
„Gericht
– wird uns da nicht doch wieder Angst gemacht?“
Er gibt selbst die Antwort:
„Der
Glaube will uns nicht angst machen, wohl aber zur Verantwortung rufen. Wir dürfen
unser Leben nicht verschleudern, nicht missbrauchen, nicht für uns selber nehmen;
Unrecht darf uns nicht gleichgültig lassen, wir dürfen nicht seine Mitläufer oder
sogar Mittäter werden. Wir müssen unsere Sendung in der Geschichte wahrnehmen und
versuchen, dieser unserer Sendung zu entsprechen.“
Erst hier, ganz am Ende,
kommt der Appell. Nach der Erklärung kommt die Schlussfolgerung. Nach dem Indikativ
der Imperativ. Wie sagte der Kapuzinervikar im Magdalenenkloster von Altötting: „Der
Papst schreibt nichts vor, sondern versucht, etwas zu zeigen.“