2006-09-12 12:28:55

Marktl: Eine Heimkehr


Am Montagabend besuchte Papst Benedikt XVI. als vorletzte Station seines dicht gedrängten Tagesprogramms seinen Geburtsort Marktl am Inn, eine beschauliche Marktgemeinde im Landkreis Altötting. Marktl ist für ihn ein "Ort, der etwas Heimliges und Warmherziges an sich hat". Dort erblickte er am 16. April 1927 das Licht der Welt. 78 Jahre später, am 19. April 2005, ist das bayerische Städtchen weltberühmt geworden: Joseph Kardinal Ratzinger war in Rom zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt worden.



Die Ehrenbürgerwürde wurde dem Heiligen Vater bereits zu Kardinalszeiten im Jahr 1997 zuteil, anlässlich seines 70. Geburtstags. Nach einem festlichen Pontifikalgottesdienst in der Pfarrkirche hatte er damals eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus enthüllt und nach eigenen Worten "hier so richtig ein Gefühl des Zuhauseseins unter all den freundlichen und wohl gesonnenen Menschen" gespürt, unter Menschen, "die die gleiche Sprache und der gleiche Glaube verbindet". Wie einen wertvollen Schatz hütet die Gemeinde zwei Briefe, in denen der damalige Kardinal seine Freude über den Besuch ausdrückt.



Acht Jahre später war Joseph Kardinal Ratzinger als Papst Benedikt XVI. seinem Heimatort wieder sehr nahe. Auf dem Rückflug seines ersten offiziellen Deutschlandbesuches zum 20. Weltjugendtag in Köln 2005, flog der Lufthansa Airbus "Regensburg" gegen 20.30 Uhr eine Schleife über Marktl und Altötting. Über eine Funkverbindung war der Heilige Vater zusammen mit über 2.000 Marktlern, die sich am Ort versammelt hatten, verbunden und konnte ganz deutlich sein hell erleuchtetes Geburtshaus sehen. Die Gläubigen waren tief bewegt, als Benedikt XVI. persönlich zu ihnen sprach. "Ich hoffe, dass ein Funken der Freude, die ich erlebt habe, auch auf Marktl überspringt und danke für alles, was Sie tun, damit dort eine würdige Begegnung mit den Fragen unseres Glaubens ermöglicht wird. Marktl liegt ja nah bei Altötting, deswegen möchte ich jetzt mit Euch ein Ave Maria beten und Euch meinen Segen geben."



Vor einem Jahr kam der Bischof von Rom am 11. September ein weiteres Mal nach Marktl am Inn: Der Passauer Diözesanbischof Wilhelm Schraml sieht es "als eine außerordentliche persönliche Geste, dass Papst Benedikt XVI. diesen privaten Kurzbesuch in das ohnehin eng terminierte Reiseprogramm aufgenommen hat". Für die gesamte Inn-Salzach-Region, in der der junge Joseph Ratzinger Jahre seiner Kindheit verbracht hatte, sei dieser Besuch ein symbolisches Zeichen. Hier habe, so der Passauer Bischof, "das Kind Joseph Ratzinger" vom tief gelebten Glauben der Menschen eine erste Prägung erfahren.



Von Altötting kommend, traf der Heilige Vater am Montag gegen 18.45 Uhr in Marktl ein und besucht die Pfarrkirche St. Oswald, in der er am 16. April 1927 – seinem Geburtstag – getauft wurde. Mit dem Papamobil wurde er anschließend zum Sportplatz fahren, um mit dem Helikopter nach Regensburg gebracht zu werden.



Papst Benedikt erinnert sich selbst nur wenig an Marktl, verbrachte er dort nur die ersten beiden Jahre seines jungen Lebens. Schon wenige Stunden nach der Geburt am 16. April 1927, einem Karsamstag, taufte ihn Kaplan Josef Stangl in der Pfarrkirche St. Oswald auf den Namen "Joseph Aloisius Ratzinger" mit dem eben geweihten Osterwasser. In seinem Buch "Aus meinem Leben" schreibt der Heilige Vater: "Der erste Täufling des neuen Wassers zu sein, wurde als eine bedeutsame Fügung angesehen." Dass sein Leben so von Anfang an ins Ostergeheimnis eingetaucht gewesen war, habe ihn immer mit Dankbarkeit erfüllt.



In St. Oswald betete Benedikt XVI. vor seinem Taufstein. Sein Geburtshaus ist von der eigens dafür errichteten "Stiftung Geburtshaus Papst Benedikt XVI." erworben worden. Zweck der Stiftung, die ihren Sitz in Marktl hat, ist es, an diesem Ort den persönlichen und geistlichen Lebensweg von Papst Benedikt XVI. nachzuzeichnen. Gedacht ist an eine Begegnungsstätte, in der das Leben und Wirken des bayerischen Papstes und sein umfassendes theologisches Wirken dargestellt werden.

(zenit 12.09.06 gs)








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