Papst Benedikt XVI. hat den Glauben an Gott als Grundlage der sozialen Verantwortung
bezeichnet. Mit dem Thema Gott sei das soziale Thema, „unsere Verantwortung füreinander,
für die Herrschaft von Gerechtigkeit und Liebe in der Welt verbunden“, sagte der Heilige
Vater am Sonntag, 10. September, vor mehr als 250 000 Menschen auf dem Freigelände
der Neuen Messe München bei seiner ersten großen Eucharistiefeier während seines Bayernbesuches.
Die Nächstenliebe, für den Papst „zuallererst Sorge um die Gerechtigkeit“,
sei der Prüfstein des Glaubens und der Gottesliebe. Gott müsse gerade auch für die
westlichen Gesellschaften wieder „bestimmend werden“ für das Leben und Handeln. In
diesem Kontext kritisierte Benedikt XVI. eine „Art von Vernünftigkeit, die Gott total
aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt, dies für die höchste Art von Vernunft ansieht,
die man auch anderen Kulturen beibringen will“.
„Was wir dringend brauchen,
ist Ehrfurcht vor Gott“ Scharf kritisierte der Papst eine „Verachtung Gottes“,
einen, wie er sagte, „Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht
ansieht und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzen ethischen Maßstab
erhebt“. Wörtlich fügte er hinzu: “Dieser Zynismus ist nicht die Art von Toleranz
und kultureller Offenheit, auf die die Völker warten und die wir alle wünschen. Die
Toleranz die wir dringend brauchen, schließt die Ehrfurcht vor Gott ein – die Ehrfurcht
vor dem, was dem Anderen heilig ist.“
Allerdings, so das geistliche Oberhaupt
von mehr als 1,2 Milliarden katholischen Christen in allen Völkern und Kulturen, setze
dies auch bei den Gläubigen selbst Ehrfurcht vor dem Heiligen voraus und dass sie
bereit seien, „selbst die Ehrfurcht vor Gott wieder zu lernen“. In der westlichen
Welt könne diese Ehrfurcht nur dann wieder gewonnen werden, „wenn der Glaube an Gott
wieder wächst, wenn Gott für uns und in uns wieder gegenwärtig wird“.
Der
Glaube darf niemandem aufgezwungen werden Der Papst betonte, dass dieser Glaube
niemandem aufgedrängt werden dürfe. Glaube könne nur in Freiheit geschehen. Wörtlich
sagte der Heilige Vater: „Aber die Freiheit der Menschen rufen wir an, sich für Gott
aufzutun, ihn zu suchen, ihm Gehör zu schenken.“ Alle sollten darum bitten, dass die
“Schwerhörigkeit für Gott, für sein Wirken und sein Wort“ geheilt und die Menschen
wieder sehend und hörend gemacht würden. „Die Welt braucht Gott, wir brauchen Gott“,
sagte der Papst wörtlich.
Kardinal Wetter: Millionen Menschen feiern mit
dem Papst Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, hatte
zu Beginn des Gottesdienstes auf die Hunderttausend Gläubigen auf dem Freigelände
wie auf die Millionen Menschen hingewiesen, die im In- und Ausland über Fernsehen
und Hörfunk mitfeierten und sich bei diesem „großen Fest des Glaubens“ mit dem Papst
verbunden wüssten. Das über der Kathedra des Papstes angebrachte lebensgroße Kruzifix
aus dem ausgehenden 9. Jahrhundert nannte der Kardinal „ein bewegendes Zeugnis des
Glaubens, der über Jahrhunderte unser bayerisches Land geprägt und zu seiner Schönheit
und Anmut viel beigetragen hat“. Das aus einer Filialkirche in Enghausen im Landkreis
Freising stammende Kreuz gilt als das weltweit älteste Monumentalkreuz.
Beim
sonntäglichen Angelus-Gebet, das traditionell auch von Radio Vatikan in alle Welt
übertragen wird, sagte der Papst, „Gott als Zentrum der Wirklichkeit und als Zentrum
unseres eigenen Lebens zu sehen“ sei sowohl für das Leben des Einzelnen, wie auch
für das entspannte, friedliche Zusammenleben aller Menschen notwendig. Als Vorbild
dafür stehe die Haltung der Gottesmutter Maria, die ihr Herz für Gott und für die
Menschen geöffnet habe. Von den ersten frühchristlichen Jahrhunderten an werde daher
Maria in jeder Not und Bedrängnis um ihre Hilfe und Fürsprache bei Gott gebeten. Dies
gelte besonders auch für Bayern, das vor 390 Jahren dem Schutz der Gottesmutter anvertraut
worden sei. Der Papst erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch den altbayerischen
Marienwallfahrtsort Altötting, den er morgen, Montag, 11. September, besuchen wird.
(Quelle: Presseamt Erzbistum wr/cr 10.09.06 sk))