2006-09-10 11:53:36

Papstmesse in München - ein Bericht


Papst Benedikt XVI. hat den Glauben an Gott als Grundlage der sozialen Verantwortung bezeichnet. Mit dem Thema Gott sei das soziale Thema, „unsere Verantwortung füreinander, für die Herrschaft von Gerechtigkeit und Liebe in der Welt verbunden“, sagte der Heilige Vater am Sonntag, 10. September, vor mehr als 250 000 Menschen auf dem Freigelände der Neuen Messe München bei seiner ersten großen Eucharistiefeier während seines Bayernbesuches.

Die Nächstenliebe, für den Papst „zuallererst Sorge um die Gerechtigkeit“, sei der Prüfstein des Glaubens und der Gottesliebe. Gott müsse gerade auch für die westlichen Gesellschaften wieder „bestimmend werden“ für das Leben und Handeln. In diesem Kontext kritisierte Benedikt XVI. eine „Art von Vernünftigkeit, die Gott total aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt, dies für die höchste Art von Vernunft ansieht, die man auch anderen Kulturen beibringen will“.

„Was wir dringend brauchen, ist Ehrfurcht vor Gott“
Scharf kritisierte der Papst eine „Verachtung Gottes“, einen, wie er sagte, „Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzen ethischen Maßstab erhebt“. Wörtlich fügte er hinzu: “Dieser Zynismus ist nicht die Art von Toleranz und kultureller Offenheit, auf die die Völker warten und die wir alle wünschen. Die Toleranz die wir dringend brauchen, schließt die Ehrfurcht vor Gott ein – die Ehrfurcht vor dem, was dem Anderen heilig ist.“

Allerdings, so das geistliche Oberhaupt von mehr als 1,2 Milliarden katholischen Christen in allen Völkern und Kulturen, setze dies auch bei den Gläubigen selbst Ehrfurcht vor dem Heiligen voraus und dass sie bereit seien, „selbst die Ehrfurcht vor Gott wieder zu lernen“. In der westlichen Welt könne diese Ehrfurcht nur dann wieder gewonnen werden, „wenn der Glaube an Gott wieder wächst, wenn Gott für uns und in uns wieder gegenwärtig wird“.

Der Glaube darf niemandem aufgezwungen werden
Der Papst betonte, dass dieser Glaube niemandem aufgedrängt werden dürfe. Glaube könne nur in Freiheit geschehen. Wörtlich sagte der Heilige Vater: „Aber die Freiheit der Menschen rufen wir an, sich für Gott aufzutun, ihn zu suchen, ihm Gehör zu schenken.“ Alle sollten darum bitten, dass die “Schwerhörigkeit für Gott, für sein Wirken und sein Wort“ geheilt und die Menschen wieder sehend und hörend gemacht würden. „Die Welt braucht Gott, wir brauchen Gott“, sagte der Papst wörtlich.


Kardinal Wetter: Millionen Menschen feiern mit dem Papst
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, hatte zu Beginn des Gottesdienstes auf die Hunderttausend Gläubigen auf dem Freigelände wie auf die Millionen Menschen hingewiesen, die im In- und Ausland über Fernsehen und Hörfunk mitfeierten und sich bei diesem „großen Fest des Glaubens“ mit dem Papst verbunden wüssten. Das über der Kathedra des Papstes angebrachte lebensgroße Kruzifix aus dem ausgehenden 9. Jahrhundert nannte der Kardinal „ein bewegendes Zeugnis des Glaubens, der über Jahrhunderte unser bayerisches Land geprägt und zu seiner Schönheit und Anmut viel beigetragen hat“. Das aus einer Filialkirche in Enghausen im Landkreis Freising stammende Kreuz gilt als das weltweit älteste Monumentalkreuz.

Beim sonntäglichen Angelus-Gebet, das traditionell auch von Radio Vatikan in alle Welt übertragen wird, sagte der Papst, „Gott als Zentrum der Wirklichkeit und als Zentrum unseres eigenen Lebens zu sehen“ sei sowohl für das Leben des Einzelnen, wie auch für das entspannte, friedliche Zusammenleben aller Menschen notwendig. Als Vorbild dafür stehe die Haltung der Gottesmutter Maria, die ihr Herz für Gott und für die Menschen geöffnet habe. Von den ersten frühchristlichen Jahrhunderten an werde daher Maria in jeder Not und Bedrängnis um ihre Hilfe und Fürsprache bei Gott gebeten. Dies gelte besonders auch für Bayern, das vor 390 Jahren dem Schutz der Gottesmutter anvertraut worden sei. Der Papst erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch den altbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting, den er morgen, Montag, 11. September, besuchen wird.
(Quelle: Presseamt Erzbistum wr/cr 10.09.06 sk))








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