2006-09-10 14:58:27

Der Papst und die Libertas Bavariae - ein Gespräch


Die Papstreise hatte mit der Messe in München ihren ersten Höhepunkt. Dort hatten seit den frühen Morgenstunden die Gläubigen ausgeharrt und auch Stunden nach Ende des Gottesdienstes ist noch nichts von Chaos beim An- oder Abtransport der viertel Million Menschen zu hören. Alle sind glücklich. Oder? Unsere Korrespondentin Birgit Pottler:

„Den vielleicht größten Beitrag zur guten Stimmung dieser Tage leistet das Wetter, wie es denn hier in Bayern schöner im September nicht sein könnte. Das Regencape in der Pilgertasche ist bislang völlig unnötig. Die Sonne taucht diese Reise in ein strahlendes Licht, das auch auf dem Gesicht des Papstes widerstrahlt. Es ist das innige Lächeln des Papstes, das begeistert. Er ist so überwältigt und bewegt und gleichzeitig gelöst, wie bislang nie gesehen. Das gleiche gilt übrigens für die Menschen in seinem engsten Umfeld. Benedikt wird nicht müde, die ,bayerische Gastfreundschaft’ zu loben und alle Vorbereitungen für diese Reise.“

Stichwort Gastfreundschaft. Wie wird der Papst denn empfangen?

„Benedikts Lächeln trifft auf entsprechendes Echo zum Beispiel in der Presse. Die FAZ am Sonntag titelt mit einem Zitat von Kardinal Lehmann: ,Der Papst ist zuerst Mensch’. Die ;Welt am Sonntag’ schreibt vom ,bewegtem Herz’ mit dem der Papst in seine Heimat zurückkommt. Gleichzeitig erinnern aber beide Blätter auch an Werteverlust und Krise der Kirche in Deutschland. Die FAZ lobt es als Vorzug bayerischer Lebensweise, von vehement verteidigten Positionen auch einmal abrücken zu können. So erklärt sie den Jubel und die Freude über den Heimatbesuch des Menschen Joseph Ratzinger, bei aller früheren Kritik am Theologen. Mit der Predigt heute hat der Papst heute außerdem gezeigt, dass er Bescheid weiß, was in Deutschland vor sich geht. Seine Worte waren die einer Pastoralreise, nicht die eines Heimaturlaubs.
Bei allem Jubel: Die ,Libertas Bavariae’ heißt auch: Leben und leben lassen. Natürlich gibt es hier auch kritische Stimmen zum Beispiel wegen der hohen Kosten des Papstbesuch, bei weitem nicht nur von Kirchengegnern, aber die werden den anderen die Freude an diesem Besuch mit Sicherheit nicht verdrießen.“

Wie geht es jetzt weiter? Was erwartet den Papst und die Münchner heute noch?

„Nach der Messe heute Morgen hat sich der Papst erst einmal zum Mittagessen ins Erzbischöfliche Palais zurückgezogen. Ganz Deutschland weiß inzwischen wohl auch, dass es dort Tafelspitz und Apfelstrudel gab. Um 17 Uhr 30 wird Benedikt XVI. dann die Frauenkirche, also den Münchner Dom, besuchen und dort die Vesper beten. Das große Thema wird die Weitergabe des Glaubens sein, und in seiner ehemaligen Bischofskirche trifft der Papst auf Kommunionkinder, Religionslehrer, pastorale Mitarbeiter, Verantwortliche der Jugendverbände und ehrenamtliche Männer und Frauen des Erzbistums. 2.500 Menschen sind in den Dom geladen. Natürlich sind die rund 600 Meter zwischen Residenz und Frauenkirche auch wieder eine gute Gelegenheit, für Papst wie gläubige Münchner, einander so richtig nahe zu kommen. Wir dürfen uns wohl schon jetzt auf ähnlich emotionsgeladene Bilder wie gestern Abend freuen. Der Papst hatte am Schluss ja sogar die Fenster des Papamobils geöffnet.“

(rv 10.09.06 bp)








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