München war die erste
Station der Papstreise, am zweiten Tag feierte Benedikt XVI. hier einen Open-Air-Gottesdienst
vor einer viertel Million Menschen und eine Vesper in seiner ehemaligen Bischofskirche.
Eine Bilanz von Birgit Pottler:
Der Papst selbst hat dem zweiten Tag der
Bayern-Reise seinen Stempel aufgedrückt. Ließ er sich gestern noch liebend gern in
den Schoß von Heimatklängen und Erinnerungen fallen, setzte heute er die Ecksteine.
Einen für die Kirche in Deutschland, einen anderen für die Kirche im Erzbistum München
und Freising. Bei der Messe am Morgen sprach er als Papst, der der Kirche seines Heimatlandes
aus weltkirchlicher Verantwortung heraus ins Gewissen redet. Bei der Vesper im Dom
als ein Bischof, der sich um die Weitergabe des Glaubens sorgt und dazu ermuntern
will. Er hat gezeigt, dass er Bescheid weiß, über die Situation der Kirche. Und er
hat erklärt, warum dieser Deutschlandbesuch eine Pastoralreise ist. Es war kein Tag
für ihn und seine Heimatgefühle, sondern für die Gläubigen und das Volk.
Wer
– wie die italienischen Medien – den Deutschlandbesuch mit dem Weltjugendtag vergleicht,
liegt zwangsläufig falsch. Das hier ist kein internationales Jugendtreffen in Köln.
Um den Vergleich auf die Spitze zu treiben: Kölner Karneval ist kein Münchner Fasching.
Wir sprechen hier von einem Deutschlandbesuch des Papstes in einer Region mit Menschen,
die ähnliche Traditionen haben, wie er selbst. Die Freude ist nicht überschwänglich,
sondern heiter und – der Papst selbst macht es mit seinem innigen Lächeln vor – auch
ein wenig wehmütig. Altbayern ist das Land des Barock. Und das kennt nicht nur Lebensfreude
und Carpe diem sondern auch Memento Mori.
Hängen bleiben von diesen Tagen in
München werden die mahnenden aber keineswegs abkanzelnden Worte des Papstes, sein
„Macht die Ohren auf für Gott!“ und sein Nein zum Proselytismus. Unvergessen bleiben
die Bilder von einem glücklichen Mann, der zutiefst mit seiner Heimat und ihren Traditionen
verwurzelt ist, und aus ihnen seine Kraft und seinen Weitblick zieht.