Kardinal Karl Lehmann hat Berichte über Differenzen zwischen Papst Benedikt XVI. und
ihm als "maßlos übertrieben" bezeichnet. Mit Kardinal Joseph Ratzinger habe er "stets
einen offenen Dialog geführt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
der "Süddeutschen Zeitung". Immerhin kenne er Joseph Ratzinger seit mehr als 40 Jahren.
Lehmann gehört während der Bayernreise des Papstes zu dessen engstem Gefolge. Zur
Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Vatikan über die
kirchliche Schwangerenkonfliktberatung sagte Lehmann: "Ich wusste mit meinen Mitbrüdern
von Anfang an, dass ich nicht das letzte Wort habe." Auch nach der Anordnung des Papstes
an die deutschen Bischöfe, sich aus der Mitwirkung im staatlichen Beratungssystem
zurückzuziehen, habe sich das Verhältnis weder zu Papst Johannes Paul II. noch zu
Ratzinger verschlechtert. Dies habe er faszinierend gefunden und halte es für ein
gutes Zeichen der Kirche, so Lehmann. Seine spätere überraschende Ernennung zum Kardinal
im Jahr 2001 habe gezeigt, dass in der Kirche eine differenzierte Meinungsbildung
erlaubt sei. (süddeutsche 07.09.06)