2006-09-09 16:18:04

Dokument: Die Rede des Papstes auf dem Münchener Flughafen


RealAudioMP3 Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
verehrte Frau Bundeskanzlerin,
geschätzter Herr Ministerpräsident,
meine verehrten Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
sehr geehrte Damen und Herren!

Bewegten Herzens betrete ich heute zum ersten Mal nach meiner Erhebung auf den Stuhl Petri deutschen und bayerischen Boden. Ich kehre in meine Heimat, zu meinen Landsleuten, zurück in der Absicht, einige Orte zu besuchen, die in meinem Leben eine grundlegende Bedeutung hatten. Ich danke dem Herrn Bundespräsidenten, Dr. Horst Köhler, für die herzlichen Worte, mit denen er mich willkommengeheißen hat. In ihnen habe ich die treue Resonanz der Empfindungen unseres ganzen Volkes wahrgenommen. Ich danke der Frau Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, und dem Herrn Ministerpräsidenten, Dr. Edmund Stoiber, für die Freundlichkeit, mit der sie meine Ankunft auf deutschem Boden ehren. Mein dankbarer Gruß gilt darüber hinaus den Regierungsmitgliedern und den kirchlichen, zivilen und militärischen Persönlichkeiten, die sich hier versammelt haben, sowie allen, die gekommen sind, um mich in dieser für mich so bedeutsamen Reise zu empfangen.
In diesem Augenblick steigen in meinem Innern viele Erinnerungen an die in München und Regensburg verbrachten Jahre auf – Erinnerungen an Menschen und Ereignisse, die tiefe Spuren in mir hinterlassen haben. Im Bewußtsein all dessen, was ich empfangen habe, bin ich hier vor allem, um meine herzliche Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, die ich allen gegenüber empfinde, die zur Formung meiner Persönlichkeit beigetragen haben. Doch ich bin hier auch als Nachfolger des Apostels Petrus, um die tiefen Bindungen zwischen dem Römischen Bischofssitz und der Kirche in unserer Heimat erneut zu bekräftigen und zu bestätigen.


Es sind Bindungen, die in ihrer jahrhundertelangen Geschichte stets lebendig erhalten wurden durch die Treue zu den Werten des christlichen Glaubens, derer sich gerade die bayerischen Lande besonders rühmen dürfen. Zeugnisse dafür sind berühmte Baudenkmäler, majestätische Kathedralen, Skulpturen und Gemälde von hohem künstlerischen Wert, literarische Werke, kulturelle Initiativen und vor allem viele Schicksale Einzelner und von Gemeinschaften, in denen sich die tiefen christlichen Überzeugungen der Generationen widerspiegeln, die in diesem mir so lieben Land einander gefolgt sind. Die Beziehungen Bayerns zum Heiligen Stuhl waren, abgesehen von einigen Momenten der Spannung, stets geprägt von respektvoller Herzlichkeit. In den entscheidenden Stunden seiner Geschichte hat das bayerische Volk immer seine aufrichtige Ergebenheit gegenüber dem Stuhl Petri und die feste Treue zum katholischen Glauben bestätigt. Die Mariensäule, die sich auf dem zentralen Platz Münchens erhebt, ist ein beredtes Zeugnis dafür.


Der heutige gesellschaftliche Kontext ist in vieler Hinsicht verschieden von dem der Vergangenheit. Trotzdem denke ich, daß uns alle die Hoffnung verbindet, die kommenden Generationen mögen dem geistigen Erbe treu bleiben, das durch alle Krisen der Geschichte hindurch standgehalten hat. Mein Besuch in dem Land, in dem ich geboren wurde, möchte auch in diesem Sinne eine Ermutigung sein: Bayern ist ein Teil Deutschlands; der Geschichte Deutschlands in ihrem Auf und Ab zugehörig, kann es mit Recht stolz sein auf die von der Vergangenheit ererbten Traditionen. Mein Wunsch ist es, daß alle meine Landsleute in Bayern und in Deutschland insgesamt sich aktiv an der Weitergabe der grundlegenden Werte des christlichen Glaubens an die Bürger von morgen zu beteiligen. Gern hätte ich meinen Besuch auch auf andere Teile Deutschlands ausgedehnt, um zu allen verschiedenen Ortskirchen zu gelangen, besonders zu denen, mit denen mich persönliche Erinnerungen verbinden. Viele Zeichen der Zuneigung habe ich von überall und besonders aus den bayerischen Diözesen während dieses Pontifikatsbeginns erhalten. So nehme ich gern diese Gelegenheit wahr, allen meine Dankbarkeit auszudrücken, während ich die Möglichkeit zukünftiger Begegnungen mit diesen Teilkirchen der Vorsehung anvertraue.


Schließlich erfülle ich die angenehme Pflicht, meine aufrichtige Anerkennung auszudrücken für alles, was in Vorbereitung der für die nächsten Tage geplanten Treffen getan worden ist, um einen entspannten Ablauf der verschiedenen Phasen des Besuches zu gewährleisten. Darüber hinaus möchte ich nun einen sehr herzlichen Gruß an alle Einwohner Bayerns und ganz Deutschlands richten. Dabei denke ich nicht nur an die katholischen Gläubigen, denen mein Besuch in erster Linie gilt, sondern auch an die Mitglieder der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, besonders an die evangelischen und die orthodoxen Christen. Schließlich grüße ich die Angehörigen anderer Religionen sowie auch alle Menschen guten Willens, denen der Friede und die Ruhe des Landes ein Herzensanliegen sind. Möge der Herr die Bemühungen aller segnen, die auf die Schaffung einer Zukunft in echtem Wohlstand ausgerichtet sind, zum Nutzen der ganzen Nation. Diese Segenswünsche vertraue ich der Jungfrau Maria an, die in diesem Land als die Patrona Bavariae verehrt wird. Ich tue es in der klassischen Formulierung der Fürbitte von Jakob Balde: Rem regem regimen regionem religionem conserva Bavaris, Virgo Patrona, tuis! – Erhalte, o Jungfrau Patronin, Deinen Bayern das Gut, die Regierung, das Land und die Religion!

Allen Anwesenden ein herzliches „Grüß Gott!“








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