Österreich: Christen haben der Politik etwas zu sagen
Auch um das Verhältnis
von Kirche und Politik ging es bei einem Jour fixe des "Verbands der katholischen
Publizisten Österreichs" in Wien. Vertreter aller großen christlichen Konfessionen
stellten ein Fragenkatalog des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
vor, der wesentliche gesellschaftspolitische Themen anspricht. Kirche dürfe nicht
Machtpolitik betreiben, trotzdem habe sie aber etwas zu sagen, meint der katholische
Bischofsvikar Werner Freistetter
„Es geht um Grundwerte, bei denen Kirche
vom Glauben her, von der Theologie her Kompetenz hat. Fragen von Anwendungen, von
konkreten Modellen unterliegen sehr oft einfach dem Sachverstand. Da müssen tatsächlich
Fachleute her, die Lösungsmodelle ausarbeiten. Ich finde es sehr gut, dass in den
Kirchen das Bewusstsein gewachsen ist, dass es ohne den Verantwortungsbewußten und
mündigen Christen in der Politik wirklich nicht geht“
Für die Kirchen
des Ostens liegt die Haltung der Kirche im biblischen Zeugnis begründet, so Bischofsvikar
Nikolae Dura „Wir Orthodoxen haben das Prinzip Christi „Gebt, was
des Kaisers ist dem Kaiser und was Gottes ist, Gott.“ Deswegen mischt sich die orthodoxe
Kirche nicht in die jeweilige Parteipolitik ein, sondern sie verspricht in einer harmonischen
Zusammenarbeit, die konbkreten Probleme der Menschen richtig und realistisch zu sehen
und menschlich zu lösen.“
An dem ökumenischen Papier
sollen sich nach dem Willen der Kirchen die politischen Parteien messen lassen. Unter
den Fragen – Was werde gegen Armut getan. Welche Vorschläge würden gemacht, um Beruf,
Kinder und Familie gut zu vereinbaren. Oder welcher Stellenwert habe der Schutz des
Lebens und die Sonntagsruhe.
Für den Vertreter der evangelischen Kirche treffen
sich die verschiedenen Konfessionen im gemeinsamen Anliegen. Oberkirchenrat Michael
Bünker:
„Auf der einen Seite der Glaube, auf der anderen Seite die politische
Vernunft. Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika „Deus Caritas est“, der Glaube
reinige die Vernunft. Das ist etwas, das sehr ähnlich klingt wie manche Formulierungen
von Martin Luther, deswegen zitiere ich es auch gerne. Glaube, der die Vernunft reinigt,
die Gewissen schärft: Vielleicht ist das auch ein Weg, mit dem Christinnen und Christen
ihre politische Verantwortung wahrnehmen können.“