2006-09-08 18:06:01

Internationaler Tag der Alphabetisierung


RealAudioMP3 Bildung ist ein Menschenrecht. Das will der internationale Tag der Alphabetisierung, der heute begangen wird, mit aller Deutlichkeit ins Bewusstsein rücken. Bildungsstudien wie Pisa haben auch Industrienationen wachgerüttelt und sie den Blick auf die eigenen Schulbänke richten lassen. Wir haben mit der Bildungsreferentin der deutschen UNESCO- Kommission Barbara Malina gesprochen. Sie erklärt, warum der internationale Tag der Alphabetisierung wichtig ist:

„Weltweit gibt es immer noch 771 Millionen erwachsene Analphabeten. Das bedeutet, ein Fünftel der erwachsenen Weltbevölkerung können nicht lesen und schreiben. Und das ist natürlich Grund genug, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass das nach wie vor ein großes weltweites Problem ist. Denn wer nicht lesen und schreiben kann, kann am öffentlichen Leben im Grunde nicht teilnehmen.“

2003 wurde die Weltalphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen von Kofi Annan eröffnet. Damals wurde das Ziel beschlossen, bis 2015 die Zahl der Analphabeten um die Hälfte zu reduzieren.

„Es ist so, das Fortschritte gemacht werden in den letzten Jahren. Diese Fortschritte sind allerdings hauptsächlich durch einen großen Rückgang der Analphabeten in China zustande gekommen. Aber auch in einigen anderen Ländern sind Fortschritte zu verzeichnen. Es ist allerdings in der Tat zu befürchten, dass einige Weltregionen die Halbierung der Analphabetenrate bis 2015 nicht erreichen werden. Das sind speziell asiatische Regionen, aber auch Afrika südlich der Sahara und zum Teil auch arabische Länder.“

Die UNESCO hat es sich zur Aufgabe gemacht, Projekte der Alphabetisierung zu initiieren. Insbesondere Länder, die nur schwache Fortschritte verzeichnen, müssen umdenken, erklärt Malina. Es geht darum

„zum Beispiel in Afrika, südlich der Sahara und auch in Südasien ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Alphabetisierung eine ganz wichtige Vorraussetzung für Entwicklung ist. Das heißt auch bei den Regierungen den politischen Willen zu aktivieren, mehr Geld des nationalen Bildungsbudgets in Alphabetisierungskurse zu stecken. Dabei geht es nicht nur um Kinder, sondern auch um die erwachsenen Analphabeten, denn eine Mutter, die nicht lesen und schreiben kann, beeinträchtigt immer auch die Bildungschancen ihrer Kinder.“

Doch auch in den Industrienationen sei ein „verstärktes politische Engagement“ von Nöten, um den so genannten „funktionalen Analphabetismus“ in den Griff zu bekommen, erklärt Malina. Immer mehr Erwachsene könnten nicht ausreichend lesen und schreiben – ihre Teilnahme am öffentlichen Leben sei somit eingeschränkt. In Deutschland lägen keine belastbaren Zahlen vor. Allerdings seien 80.000 Schulabgänger jährlich ohne Schulabschluss. (rv 08.09.06 sis)








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