Die Reisevorbereitungen
laufen auf Hochtouren: Papst Benedikt besucht seine Heimat. Am Samstag fliegt er von
Rom nach München und wird dort unter anderem vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund
Stoiber empfangen. Mit Radio Vatikan sprach er über das Großereignis:
„Wir
sind natürlich alle hier in einer frohen Erwartung, Bayern freut sich, das kann man
mit Fug und Recht sagen. Wir sind ein zutiefst christlich geprägtes Land und vielleicht
eines der geprägtesten in Europa und deswegen freuen sich natürlich die Menschen alle
und vor allen Dingen natürlich die Städte und Gemeinden die er besuchen wird, die
ja alle mit seinem Lebensweg tief verbunden sind. Die sind natürlich ungeheuer gespannt
und aufgeregt. Und dann ist es wirklich eine überschwängliche Freude auf den Besuch
des Papstes.“
Was bedeutet der Besuch Benedikts XVI. für Sie ganz persönlich?
„Ja,
für mich ganz persönlich gilt das genau so. Ich kenne den Heiligen Vater natürlich
aus seiner Zeit als Bischof von München und Freising. Das war ja auch die Zeit, in
der ich schon die Möglichkeit und die Gelegenheit hatte, solche Persönlichkeiten wie
den Erzbischof persönlich kennen zu lernen, mit ihm zu sprechen. Und er hat ja mit
seinen Predigten, mit seinen Worten, mit seiner Menschlichkeit, die bei aller Intellektualität
und Brillanz des Denkens immer zu spüren waren, auf die Menschen in München und in
Freising und dem ganzen bayerischen Raum, aber im besonderen in dem Raum, wo er gearbeitet
hat, natürlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und deswegen: Bei mir ist das
genau so. Ich erinnere mich an eine ganze Reihe von sehr, sehr wichtigen und intensiven
Gesprächen und ich habe eigentlich wenig Menschen getroffen, die ohne einen Zettel,
ohne Vorbereitung aus dem Handgelenk zu grundsätzlichen Fragen zu unserer Gesellschaft,
zu grundsätzlichen Fragen der Menschen so brillant reden konnten.“
Zu welchen
grundsätzlichen Fragen und Themen erwarten Sie sich denn jetzt Aussagen? Gelegenheiten,
weitere Eindrücke zu hinterlassen, gibt es ja genügend während des Besuchs in Bayern.
„Ich
glaube, dass wir ja in einer gewissen Umbruchphase leben. Wir wissen natürlich um
die Bedeutung der Ökonomie, und die Globalisierung ist natürlich eine unglaubliche
ökonomische Herausforderung an die Menschen überall, auch in Bayern. Aber die Globalisierung
ist natürlich auch eine Herausforderung der Kulturen, sich zu behaupten. Hier glaube
ich, gibt es eine erhebliche Rückbesinnung auch junger Menschen im Besonderen auf
christliche Werte, auf das Thema Einzigartigkeit des Menschen, auf die Gleichberechtigung
von Mann und Frau, auf die Nächstenliebe, auf Freiheit in Verantwortung, auf die katholische
Soziallehre… Also auf sehr sehr viele Elemente gibt es Rückbesinnungen, gibt es Nachfragen.
D.h. wir befinden uns sicherlich in einer Zeit, in der die Ökonomie nicht die alleinige
dominierende Rolle in der Diskussion der Menschen heute spielt, ganz im Gegenteil:
Durch die Erschwernisse der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es gerade auch eine
besondere Hinwendung zu grundsätzlichen Fragen. Und der Papst kommt ja jetzt in diese
Phase, in diese Zeit, und wird natürlich gerade das Bedürfnis nach solchen Fragen
und auch Antworten ganz erheblich prägen.“
Gibt es Themen, die Sie persönlich
mit ihm besprechen wollen, in der Residenz am Samstag Nachmittag?
„Wenn
die Möglichkeit besteht, über das persönliche hinaus ein paar Anmerkungen zu machen,
dann natürlich, wie er Bayern sieht, wie er Bayern in Europa sieht, wie er überhaupt
die Diskussion sieht zwischen den christlichen Kirchen, zwischen dem Vatikan und auch
dem Islam, der ja heute eine ganz andere Rolle für uns in Europa spielt als gestern
und vorgestern. Und ich glaube, dass der Papst, der ja nicht nur eine erhebliche Aussöhnung
versucht mit den Orthodoxen, sondern auch durchaus das Gespräch mit den islamischen
Gruppen anregt, der wird für jeden der danach fragt, sicherlich auch eine Antwort
haben.“
Nun ist es mit der Vorfreude auf den Papstbesuch nicht getan, es
gibt jede Menge zu tun, vor allem im Bereich der Sicherheitsvorkehrungen. Wie ist
Bayern gerüstet, welche Sondermaßnahmen sind geplant, gerade auch unter Berücksichtigung
der Terrorwarnungen?
„Der Papst ist Staatsoberhaupt und er ist gleichzeitig
auch Oberhaupt von über einer Milliarde Katholiken und damit auch eine hohe moralische
Autorität. Wir haben keine konkreten Gefährdungshinweise. Aber abstrakte Gefährdung
gibt es bei solch großen Persönlichkeiten immer, und ich kann nur sagen, dass wir
alles prüfen, probieren, die verschiedenen Stationen genau untersuchen.... Alle Möglichkeiten,
die man sich vorstellen kann und die Gefährdungen bedeuten, die hat unsere Polizei,
die haben die Sicherheitsbehörden natürlich durchgespielt, bis dahin, dass wir natürlich
auch genau die Routen abfahren lassen: Wie lange dauert das? Wo könnten sich irgendwelche
Probleme ergeben? Es wird an alles gedacht. Sie wissen, dass man sicherlich eine Menge
mit menschlicher Kraft ausschließen kann, aber letztendlich glaube ich, dass der Papst
für alle unangreifbar ist.“
Herr Ministerpräsident, wegen der Sicherheitsvorkehrungen
werden Sie von Ihren Amtskollegen mit Sicherheit nicht beneidet. Wegen des Papstbesuches
aber wahrscheinlich schon. Es ist der zweite Papstbesuch in Deutschland und wieder
geht es nicht nach Berlin. Was bedeutet der Besuch in München, in Bayern, für den
Rest der Republik?
„Natürlich besucht er in erster Linie seine Heimat, seine
bayerische Heimat. Er will, wie er es ja auch so fröhlich und so freundlich in Castelgandolfo
gesagt hat, die Menschen, die ihm so viel bedeuten, die seinen Lebensweg so entscheidend
geprägt haben, besuchen. Und er will die Stationen seines Lebens heute eben sehen
und auch spüren. Da merkt man natürlich die enorme Verbundenheit mit seiner Heimat.
Ich glaube, da hat jeder Verständnis, dass er in erster Linie einen Pastoralbesuch
macht und seine Heimat besucht; also nicht in erster Linie ein Staatsbesuch Deutschlands
sondern in erster Linie ein Besuch seiner Heimat, Besuch seiner bayerischen Heimat.
Natürlich besucht er damit genauso, wie er das in Köln getan hat, auch Deutschland,
und ich hoffe, dass natürlich das, was sich in Bayern an großartigen Messen, an großartigen
Reden abspielt, dass das weit über Bayern hinausstrahlt nach Deutschland und nach
Europa. Und ich hoffe, dass es vor allen Dingen in die Gebiete ausstrahlt, in denen
weniger Christen leben.“