D: Stehle - Brückenbauer zwischen Lateinamerika und Europa
Er hat mit Guerrillas
und Regierungen an einem Tisch gesessen – Emil Stehle, ehemaliger Bischof in Ecuador
und langjähriger Geschäftsführer von Adveniat. Morgen, am 3. September, wird der Lateinamerika-Experte
80 Jahre alt. Auch wenn sich seine Feierlaune in Grenzen hält und er auf der Flucht
vor Gratulanten seinen Geburtstag wahrscheinlich außerhalb von Deutschland feiern
wird, zieht er für Radio Vatikan noch einmal Resümee:
„Das bedeutsamste
war immer, den Hass zu überwinden und anzufangen, Vertrauen zu finden und Vertrauen
zu schaffen. Aber das habe ich immer und immer wieder festgestellt: Dass die verschiedenen
Einheiten so stark verfeindet waren, dass sie kaum zu menschlichen Begegnungen der
Gegenseite bereit sein konnten und was ein deutscher Außenminister Genscher einmal
so formuliert hat: vertrauenschaffende Maßnahmen, die dann erlauben, dass die verfeindeten
Gruppen sprechen und so dann der Gedanke einer Friedenstätigkeit um sich greift“
Stehle
genießt internationale Anerkennung, da er bei Friedensprozessen zwischen Regierung
und Guerillas in Kolumbien, Nicaragua und El Salvador als vatikanischer Krisendiplomat
eine wichtige Stellung inne hatte. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte Stehle mit
dem großen Verdienstkreuz, weil er sich maßgeblich für die Beendigung des Bürgerkriegs
in El Salvador einsetzte und es seinem diplomatischen Geschick zu verdanken war, dass
viele Unschuldige aus der Geiselhaft befreit wurden:
„Und es war damals
der Heilige Vater gewesen, Johannes Paul II.., der mich um diese Vermittlung gebeten
hat. Es ging zuerst darum, eine Geisel, den Staatssekretär des Verteidigungsministeriums
von El Salvador freizubekommen, der bei einem Helikopterflug abgestürzt war und von
der Guerilla gefangen genommen wurde und durch nichts auszutauschen war.“ (rv
02.09.06 sis)