2006-08-30 14:32:58

D: Unicef, Aktionsprogramm gegen Kinderarmut


RealAudioMP3 Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben die hohe Zahl von Kinderarmut als Skandal bezeichnet. Die sich weitende Schere zwischen Arm und Reich widerspreche der christlichen Vorstellung von einer Gesellschaft in Solidarität und Gerechtigkeit, erklärte Kardinal Karl Lehmann. Entsprechend haben das UN-Kinderhilfswerk Unicef, der Deutsche Kinderschutzbund und das Bündnis für Kinder von der Bundesregierung jetzt einen Aktionsplan gefordert. Beim Forum "Deutschland für Kinder" gestern in Berlin warnten die Organisationen vor dramatischen Folgen von Armut und Ausgrenzung für betroffene Jungen und Mädchen und den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Kampf gegen Kinderarmut sei die wichtigste Zukunftsaufgabe der Bundesregierung, so der Unicef-Sprecher Rudi Tarneden:


„Kinder, die von Anfang an keine Chancen haben, die also keinen vernünftigen Start ins Leben haben, schlechte Bildung haben, das sind die Hoffnungslosen, die Arbeitslosen von Morgen. D.h., wer jetzt nicht verhindert, dass Kinder schon früh abgehängt werden, der wird später dafür sehr viel Geld bezahlen. Es ist eine Hypothek, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Gesellschaft.“

Die neuen Zahlen zur Kinderarmut wurden berechnet auf Basis der Kinder, die in so genannten Hartz IV-Familien aufwachsen, die also Arbeitslosengeld 2 beziehen. Hartz IV stellt für die Kinder einen Monatssatz von 207 Euro zur Verfügung. „Zu wenig“, sagt Rudi Tarneden.


„Kinderarmut zu bekämpfen setzt voraus, dass man die Zahl der Empfänger von Hartz IV reduziert und Menschen in Arbeit bringt. Das ist eine Schlüsselaufgabe. Der zweite Punkt: dass es möglich ist, Familie und Beruf miteinander zu kombinieren. In Deutschland sind im Grunde, wenn man einen einfachen Beruf hat, zwei Einkommen zum Überleben nötig. Der dritte Punkt: Es ist einfach wichtig, dass mittelfristig Kindergärten kostenlos sind.“

Die Bundesregierung alleine kann kaum etwas ausrichten, das ist auch dem UNICEF-Sprecher klar:


„Es muss auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden. Das eine ist, dass man sich jetzt ganz konkret in den Kommunen darum bemüht, eine weitere Polarisierung zu reduzieren, d.h. die Stadtteile, in denen arme Menschen zusammenleben, nicht sich selbst überlassen. Es ist genauso wichtig, dass alle Kinder auch ab dem dritten Lebensjahr in den Kindergarten gehen und dort gefördert werden. Speziell für ausländische Kinder ist das wichtig, damit sie die Sprache lernen und nicht zu Beginn der Schulzeit noch große Defizite im Raum stehen.“

Nach Angaben des Kinderschutzbundes leben in Deutschland 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfeniveau. Damit hat sich die Kinderarmut in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt.


(domradio 30.08.06 bp)







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