Blutige Häftlingsrevolten,
Terroranschläge, brennende Busse. Seit einigen Wochen lebt die Millionenmetropole
Sao Paolo faktisch im Ausnahmezustand. 500 Todesopfer haben die Ausschreitungen seit
Mai gefordert. Die katholische Kirche hat am Wochenende einen Stopp der Gewalt gefordert
und die Bevölkerung zu friedlichen Protesten aufgerufen. In den Sonntagsmessen wurde
ein Manifest gegen terroristische Attacken verlesen, Kardinal Hummes kritisierte die
menschenunwürdige Situation in den Gefängnissen, die immer mehr Morde und Aufstände
provoziere. Wir haben die Gemeindereferentin vom Erzbistum Hamburg, Anja Funk, vor
Ort erreichen können, sie arbeitet in Sao Paolo in der deutschsprachigen katholischen
Gemeinde St. Bonifazius. Der Protest hat einen Sinn, so Funk:
„Am vergangenen
Sonntag hat Bischof Hummes darüber gesprochen – es sind einige Leute mit weißen Fahnen
auf die Straße gegangen, wie man mir berichtete. Aber dadurch, dass sich die Lage
in Sao Paulo immer weiter zuspitzt, ist diesen Anliegen von Bischof Hummes sicherlich
ein großes Anliegen, wo Kirche auch mitreden muss. Ich denke mir, dass die Kirche
in diesem Moment ein Zeichen setzten kann und sagen muss: Wir stellen uns ganz bewusst
gegen den Terrorismus und unterstützen das nicht. Eben mit den Möglichkeiten, die
der Kirche gegeben sind – Demonstrationen im friedlichen Sinne.“
Ein „Zuspitzen
der Lage“ – was bedeutet das konkret? Funk dazu:
„Die Lage spitzt sich in dem
Sinne zu, dass die Kontrollen verschärft und verstärkt werden, dass immer mehr Personen
angehalten und kontrolliert werden. gerade erst heute Morgen sind mir viele Polizeiwagen
mit Blinklicht begegnet, die Personen auf der Straße anhalten – also durchweg starke
Kontrollen. Und das verursacht natürlich auch Angst bei der Bevölkerung; auch wenn
die Menschen ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen. Schließlich darf man sich auch nicht
zuviel Angst machen lassen. Aber ich denke, die Kirche kann hier ein Zeichen setzen.“
(rv 28.08.06 sis)