Stammzellen zu gewinnen
ohne dabei Embryonen zu zerstören: Das ist es, was amerikanische Genforscher jetzt
erreicht zu haben glauben. Erarbeitet hat die neue Methode nach Angaben der Zeitschrift
„Nature“ die US-Forschungsgruppe Advanced Cell Technologies (ACT), die 2001 als erste
einen menschlichen Embryo geklont hatte. Um die Stammzellen zu gewinnen wird mit
einer mikroskopisch kleinen Kanüle in die Schutzhülle des Embryos gestochen und einige
wenige Zellen entnommen, die dann künstlich außerhalb des Embryos vermehrt werden.
Vorteil: Anders als bisher bleibt der Embryo am leben. An 16 menschlichen Embryonen
sei die neue Technik erprobt worden, schreiben die Forscher der ACT. Die katholische
Kirche hat Bedenken gegen die neue Technik angemeldet. Bischof Elio Sgreccia ist Präsident
des Päpstlichen Rates für das Leben. Gegenüber Radio Vatikan sagte er:
„Bei
den beschriebenen Experimenten handelt es sich ja um Techniken im Zusammenhang der
künstlichen In-Vitro-Befruchtung, beziehungsweise des Klonens, deren Technik ja bekannt
ist. Und diese Technik ist ja nicht nur aus katholischer Sicht, sondern auch aus bioethischen
Gründen an sich schon etwas Negatives. Wenn das angestrebte Resultat, Stammzellen
zu gewinnen und nicht Embryonen, durch Manipulationen erreicht wird, bleiben die ethischen
Einwände bestehen, weil das Ziel nicht auf natürlich-biologischem Weg erreicht wird,
sondern künstlich. Soweit man das heute beurteilen kann, werden durch die neue Technik
keine ethischen Probleme gelöst. Ich verstehe nicht, warum man das alles tut, wo man
doch jetzt schon Stammzellen zu therapeutischen Zwecken von Erwachsenen gewinnen kann,
so zum Beispiel aus der Nabelschnur oder aus anderen Körpergeweben.“ Wichtigster
Einwand gegen die neue Technik ist, dass der menschliche Embryo zerstört werden könnte: „Um
das auszuschließen ist es notwendig, diese Technik zunächst an Tieren experimentell
zu erforschen. Meines Erachtens wird jetzt zu schnell bereits an menschlichen Embryonen
experimentiert, um an Forschungsgelder zu kommen. Dennoch ist es meines Erachtens
sehr fraglich, ob diese Methode wirklich sinnvolle Ergebnisse erbringen wird Im Gegenteil:
Ich denke, es werden sich immer mehr ethische Einwände ergeben.“ Befürworter
der Technik verweisen auf das Bemühen der Wissenschaftler, Stammzellen zu gewinnen,
ohne wie bisher Embryonen zu zerstören. „Es ist schwer über die Motive zu urteilen.
Aus welchen Gründen, werden denn die ethischen Bedenken hintangestellt? Um leichter
an Forschungsgelder zu kommen, die in den USA bisher verweigert wurden, um das Leben
der Embryonen nicht zu gefährden. Ob es also um Forschungsgelder geht oder um den
Schutz des Embryos können wir letztlich nicht wissen. Tatsache ist aber, dass ohne
ausreichende Erforschung durch Tierexperimente diese Methode das Leben der Embryonen
aufs Spiel setzt, und das entspricht sicher nicht bioethischen Grundsätzen.“ Papst
Benedikt hatte im Februar betont, dass die „in Vitro“ befruchteten Embryonen selbst
im Anfangsstadium genauso als Leben zu betrachten seien wie Kinder und Erwachsene.
(rv 270806 mc)