Kanada: AIDS-Konferenz fordert mehr Geld für Arme

Mit scharfer Kritik an den westlichen Industrieländern ist in Toronto die 16. Welt-Aids-Konferenz zu Ende gegangen. Die so genannten G8-Staaten hätten ihre Versprechen zu Geld und Medikamenten nicht eingehalten und die Länder des Südens verraten, sagte der Aids-Beauftragte der Vereinten Nationen in Afrika, Stephen Lewis, unter dem Beifall mehrerer tausend Delegierter in Toronto.
Wir haben mit Giovanni Guidotti gesprochen. Er hat an der Konferenz in Toronto teilgenommen, ist Arzt und Mitarbeiter beim afrikanischen AIDS-Programm der Kommunität San Egidio:

"In Afrika brauchen sehr viele AIDS-Erkrankte sofort Hilfe. Die optimistischsten Schätzungen gehen von 700.000 Personen aus, die Zugang zu Medikamenten haben, gegenüber 4 Millionen Kranken, die behandelt werden müssten. Für uns muss das eine moralische und ethische Pflicht sein, mehr zu tun. Wir müssen dabei höchste Standards anstreben und versuchen, diese Epidemie einzudämmen, die die Bevölkerung dieses Kontinents immer mehr dezimiert."

 
Scharf Kritisiert wurde die AIDS-Politik Süd-Afrikas. Diese sei "grob fahrlässig." Ein weiteres Thema in Toronto war die Einbindung der Betroffenen in die sozialen und politischen Entscheidungsprozesse:

„Die Erfahrung der Gemeinschaft Sant’Egidio mit dem Programm DREAM hat gezeigt, dass in den AIDS-Erkrankten eine gewaltige Energie steckt. Wenn sie behandelt werden, spüren sie die Verantwortung, auch anderen Menschen zu helfen und ihnen eine Behandlung zu ermöglichen. Sie zeigen, dass es möglich ist, zu leben und es ist möglich, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dieses Verantwortungsgefühl kann ein entscheidender Impuls sein, um die Politik dieser Länder zu beeinflussen und um vielen zu helfen, mutige und wichtige Entscheidungen zu fällen.“

Die Konferenz warnte vor immer mehr HIV-Infektionen bei Frauen. Derzeit leben weltweit 40 Millionen Menschen mit dem Virus, 95 Prozent von ihnen in armen Ländern.
(deutsche welle / rv 190806 mc)