Ohne Syrien ist ein
dauerhafter Friede im Nahen Osten kaum möglich – da sind sich Experten einig. Der
deutsche Außenminister Steinmeyer hat erneut betont, dass Syrien weiterhin in die
Friedensbemühungen einbezogen werden müsse. Steinmeyer sagte seinen Syrien-Besuch
nach der israelfeindlichen Rede des syrischen Präsidenten Assad ab und forderte von
Syrien eine „verbale Abrüstung“, um den labilen Waffenstillstand nicht noch weiter
zu gefährden. Welche Rolle spielt Syrien im Friedensprozess – diese Frage haben wir
dem Salesianerpater Joseph Lajin in Damaskus gestellt:
„Die alte Aussage
– es gibt keinen Krieg ohne Ägypten, und es gibt keinen Frieden ohne Syrien. Syrien
ist ein unmittelbarer Nachbar des Libanon, und wir stehen uns gegenüber wie Deutschland
und Österreich. Was im Libanon geschieht, kann in Syrien nicht vergessen werden. Wir
wollen einen immerwährenden Frieden. Das geschieht nicht ohne Gerechtigkeit von allen
Seiten. Wenn es so bleibt, dann können wir auf keinen Frieden bauen, weil eine Ungerechtigkeit
passiert.“
Diese Ungerechtigkeiten gehen auf einen immer
zwistigen Punkt zurück, so Lajin:
„Land gegen Frieden, Erde gegen Frieden,
dass jeder zu seinem Recht kommt. So wie Paul VI. es in seiner Enzyklika formulierte:
Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. Das sind die Folgen, die wir erleben und
die wir und andere bezahlen müssen – nicht nur die Libanesen, sondern alle im Nahen
Osten. Länder die enteignet worden sind, Dörfer die enteignet worden sind. Wenn alles
zurückkommt, dann kann man auch von Frieden sprechen. Wir sehnen uns nach einem immerwährenden
Frieden.“
Die Bundesregierung diskutiert weiterhin, ob auch deutsche Soldaten
den Frieden im Libanon sicher sollen. Der Salesianerpater würde eine solche Entscheidung
begrüßen: „Das hat gestern auch ein Politiker gesagt – für die Deutschen ist
die frühere Geschichte vielleicht ein Hindernis. Aber wir wünschen uns, dass auch
deutsche Soldaten vor Ort sind. Wir wissen, dass sich deutsche Soldaten die Einheit
der Kirche und die Gerechtigkeit unter den Völkern eingesetzt haben. Das ist eine
gute und richtige Aufgabe.“
Der österreichische
Bataillonspfarrer der UNO-Blauhelm-Soldaten in Syrien, Pater Alfred Weinlich, äußert
sich zu diesen Themen reserviert: „Als eine Einheit der Vereinten
Nationen steht es uns in keiner Weise zu, politisch Stellung zu nehmen. Als Pfarrer
kann ich sagen, ich habe so wie alle anderen vernommen, dass eine UNO-Resolution aufgearbeitet
wurde unter zähem Ringen und ich hoffe natürlich, dass diese Resolution und ihre Umsetzung
für den Raum, in dem wir uns befinden, eine zumindest länger andauernde Friedensperiode
mit sich bringt.“
Aus humanitärer Sicht könnten jedoch Fortschritte verzeichnet
werden. Es ist ein Aufatmen zu spüren, so Weinlich: „Im Vergleich
zu einigen Wochen ist inmitten der Auseinandersetzung eine Entspannung spürbar. Noch
vor einiger Zeit waren wirklich alle Beherbergungsbetriebe ziemlich überfüllt. Jetzt
ist bemerkbar, dass ein Strom Richtung Libanon unterwegs ist. Sogar in den Norden
hinauf im Bereich Latakia waren libanesische Flüchtlinge untergebracht und haben gewartet,
bis sie in ihre Heimatstädte zurückkehren können.“ (rv 17.08.06 sis)