2006-08-17 12:33:14

Syrien: Friede nur aus Damaskus


RealAudioMP3 Ohne Syrien ist ein dauerhafter Friede im Nahen Osten kaum möglich – da sind sich Experten einig. Der deutsche Außenminister Steinmeyer hat erneut betont, dass Syrien weiterhin in die Friedensbemühungen einbezogen werden müsse. Steinmeyer sagte seinen Syrien-Besuch nach der israelfeindlichen Rede des syrischen Präsidenten Assad ab und forderte von Syrien eine „verbale Abrüstung“, um den labilen Waffenstillstand nicht noch weiter zu gefährden. Welche Rolle spielt Syrien im Friedensprozess – diese Frage haben wir dem Salesianerpater Joseph Lajin in Damaskus gestellt:

„Die alte Aussage – es gibt keinen Krieg ohne Ägypten, und es gibt keinen Frieden ohne Syrien. Syrien ist ein unmittelbarer Nachbar des Libanon, und wir stehen uns gegenüber wie Deutschland und Österreich. Was im Libanon geschieht, kann in Syrien nicht vergessen werden. Wir wollen einen immerwährenden Frieden. Das geschieht nicht ohne Gerechtigkeit von allen Seiten. Wenn es so bleibt, dann können wir auf keinen Frieden bauen, weil eine Ungerechtigkeit passiert.“

 Diese Ungerechtigkeiten gehen auf einen immer zwistigen Punkt zurück, so Lajin:

„Land gegen Frieden, Erde gegen Frieden, dass jeder zu seinem Recht kommt. So wie Paul VI. es in seiner Enzyklika formulierte: Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. Das sind die Folgen, die wir erleben und die wir und andere bezahlen müssen – nicht nur die Libanesen, sondern alle im Nahen Osten. Länder die enteignet worden sind, Dörfer die enteignet worden sind. Wenn alles zurückkommt, dann kann man auch von Frieden sprechen. Wir sehnen uns nach einem immerwährenden Frieden.“

Die Bundesregierung diskutiert weiterhin, ob auch deutsche Soldaten den Frieden im Libanon sicher sollen. Der Salesianerpater würde eine solche Entscheidung begrüßen:
 „Das hat gestern auch ein Politiker gesagt – für die Deutschen ist die frühere Geschichte vielleicht ein Hindernis. Aber wir wünschen uns, dass auch deutsche Soldaten vor Ort sind. Wir wissen, dass sich deutsche Soldaten die Einheit der Kirche und die Gerechtigkeit unter den Völkern eingesetzt haben. Das ist eine gute und richtige Aufgabe.“

RealAudioMP3 Der österreichische Bataillonspfarrer der UNO-Blauhelm-Soldaten in Syrien, Pater Alfred Weinlich, äußert sich zu diesen Themen reserviert:
 
„Als eine Einheit der Vereinten Nationen steht es uns in keiner Weise zu, politisch Stellung zu nehmen. Als Pfarrer kann ich sagen, ich habe so wie alle anderen vernommen, dass eine UNO-Resolution aufgearbeitet wurde unter zähem Ringen und ich hoffe natürlich, dass diese Resolution und ihre Umsetzung für den Raum, in dem wir uns befinden, eine zumindest länger andauernde Friedensperiode mit sich bringt.“

Aus humanitärer Sicht könnten jedoch Fortschritte verzeichnet werden. Es ist ein Aufatmen zu spüren, so Weinlich:
 
„Im Vergleich zu einigen Wochen ist inmitten der Auseinandersetzung eine Entspannung spürbar. Noch vor einiger Zeit waren wirklich alle Beherbergungsbetriebe ziemlich überfüllt. Jetzt ist bemerkbar, dass ein Strom Richtung Libanon unterwegs ist. Sogar in den Norden hinauf im Bereich Latakia waren libanesische Flüchtlinge untergebracht und haben gewartet, bis sie in ihre Heimatstädte zurückkehren können.“
(rv 17.08.06 sis)
 







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