Im Nordosten Sri Lankas
ist es zu neuen Kämpfen zwischen der Armee und tamilischen Rebellen gekommen. Die
Kämpfer der 'Befreiungstiger von Tamil Eelam' gaben an, mindestens 50 Zivilisten seien
getötet und mehr als 200 verletzt worden. Zu den Kämpfen kam es, als die Soldaten
der Regierung versuchten, einen Kanal zu besetzen, der Bauern im Osten des Landes
mit Wasser versorgt. Bei den seit fast drei Wochen andauernden Kämpfen sind mehr als
440 Menschen getötet worden. Bettina Bühler von der Caritas Schweiz ist vor wenigen
Tagen von einer Reise aus Sri Lanka zurück gekehrt. Nach den Hintergründen des wieder
aufflammenden Bürgerkriegs auf der Insel befragt, sagt sie, "dass der Waffenstillstand,
der seit 2001 ein Sri Lanka herrscht, ein brüchiger Waffenstillstand ist. Das heißt,
Frieden ist nie ganz eingekehrt, sondern die Unruhen haben sich einfach reduziert.
Grob gesagt, geht es um Einfluss: Welche Parteien und welche Akteure können welchen
Einfluss auf den Staat ausüben. Und es geht auch um Ressourcen. Jetzt in diesem Fall
ging es um zugang zu Wasser, der teilweise eingestellt wurde, und an diesem Punkt
ist der Konflikt erneut eskaliert." Die Nachrichten aus Trincomalee sickern mit
unterschiedlicher Intensität nach außen. Teils kommen Meldungen mehrerer Anschläge,
dann längere Ruhepausen. "Wir haben genau in Trincomalee das Büro, auch in Mutur
ein Feldbüro, das am stärksten betroffen ist im Moment. die Leute sind verängstigt,
auch Trincomalee hat zum ehemaligen Bürgerkriegsgebiet gehört, viele Leute haben bereits
einmal einen Bürgerkrieg durchlebt. und sie haben auch den Tusnami durchlebt, weil
es an der Küste ist. Die Menschen sind verunsichert in dieser Situation, wie es weitergeht."
Caritas Schweiz ist seit über 20 Jahren auf Sri Lanka aktiv. Unter anderem führt
die Hilfsorganisation ein landesweites Friedensprojekt durch, das versucht, bei den
Singhalesen mehr Verständnis für die Tamilen und umgekehrt zu wecken. Die derzeitige
Serie der Gewalt im Nordosten Sri Lankas ist für die Schweizer Caritas aber kein Grund,
Projekte zu stoppen. Eher im Gegenteil, sagt Bettina Bühler. "Es stimmt nachdenklich.
Zum Teil gibt es auch Angst. Wir haben sehr viele Angestellte in Sri Lanka, wir kennen
die Menschen. Wir fragen uns, wie geht es weiter, was bedeutet das für die Familien.
Auf der anderen Seite denke ich, genau in solchen Zeiten ist es extrem wichtig, dass
die Projekte weitergehen. Das ist genau der Zeitpunkt, um wieder Zeichen setzen zu
können, zu versuchen, das was jetzt eskaliert ist, wieder herunterzubringen auf einen
normalen Level und dann weiterschauen, welche Förderungen man machen kann." (rv
10.08.06 gs)