Als Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, meinte die aggressive britische Boulevardresse
mit Hinweisen auf eine angebliche Mitgliedschaft des Seminaristen Ratzinger bei der
Hitlerjugend Stimmung machen zu müssen. Die Anschuldigung ist längst widerlegt. Genau
deshalb hat man beim Studienseminar Sankt Michael, das Joseph Ratzinger ab 1939 besuchte,
nochmals in den Archiven gewühlt. Der frühere Rektor des Seminars, Thomas Frauenlob:
"Da hat es neuste Untersuchungen gegeben, das Archiv wurde aufgearbeitet hier
aus dem Haus, und es wurde eine Veröffentlichung erstellt, die genau das Verhältnis
zwischen der Leitun des Seminars - und damit auch der Seminaristen - einerseits und
den nationalsozialistischen Agitatoren andererseits vor Ort untersucht. Da hat der
Direktor hier vor Ort, so stellt sich heraus, seine Schüler versucht, so weit es geht
zu schützen und in dieser eigenen Welt des Seminars zu bewahren."
Denn die
Repressalien der Nazis gegen Priesteramtskandidaten begannen um 1939 merklich zuzunehmen.
Für die Seminaristen in Traunstein galt:
"Sie waren nicht Mitglieder der freiwilligen
Hitlerjugend, mussten aber aufgrund einer Verfügung ab 1941 der so genannten freiwilligen
Hitlerjugend beitreten. Allerdings war es auch damals so, dass sich die Anführer dieser
Hitlerjugend davor hüteten, einen Wettkampf mit der Kirche zu suchen, mit diesen verpflichteten
Hitlerjungen. Sie haben also kaum Termine parallel zu den Gottesdiensten am Sonntag
gelegt. Es war nicht so, das habe ich mir von Zeitzeugen berichten lassen, dass die
Seminaristen automatisch alle mitgelaufen sind. Sondern die Anführer der Hitlerjugende
versuchten die Seminaristen für den Nationalsozialismus zu gewinnen. Was allerdings
wenig gelungen ist, bei denjenigen jedenfalls, die einen Rückhalt im Glauben hatten,
die da nicht mitmarschiert sind." (rv 10.08.06 gs)