Papst Benedikt hat
Radio Vatikan ein Interview gegeben. Das Gespräch fand heute Vormittag in der Sommerresidenz
Castel Gandolfo statt. Vertreter von ARD, ZDF und der Deutschen Welle konnten ebenfalls
Fragen stellen. Der Vatikan bewilligte dieses Interview im Hinblick auf die bevorstehende
Heimatreise des Papstes nach Bayern. Pater Eberhard von Gemmingen, Leiter der deutschsprachigen
Redaktion hat für uns bei Benedikt nachgefragt.
Pater Gemmingen, wie müssen
wir uns das vorstellen, was war das für eine Situation?
„Wir waren in einem
großen Saal in Castel Gandolfo – in der Mitte des Saales, mit einem wunderschönen
Marmorboden, war ein Ring eingelegt auf Boden von Rund 2 Meter Durchmesser. Und der
Papst saß auf der einen Seite dieses Bodenkreises und wir vier Interviewpartner auf
der anderen Seite. Wir waren also vielleicht vier Meter entfernt voneinander und haben
am Anfang den Papst gefragt, bevor es los ging: „Müssen wir jetzt schreien, damit
er uns versteht? Nein, aber er hat uns gut verstanden“
War es eine angenehme
Gesprächsatmosphäre in diesem großen Saal?
„Es war eher steif. Weil der Papst
sagte auch am Anfang - wir hatten uns nicht die Hand gegeben - die Hand geben wir
uns wohl nachher, also so ein bisschen scherzhaft. Dann sagte der Papst: „Ja, ich
komme mir ein bisschen vor wie vor Gericht, weil er eben vier Leuten gegenüber saß,
die jetzt auch sehr steif dasaßen, wie vor einem Gericht. Also das war dann noch eher
locker aber dann wurde es eher steif, würde ich sagen. In dem Raum, wo wir also interviewt
haben, waren zu Anfang an die 50 Leute, weil die ARD mit 50 Leuten gekommen war und
ZDF und ein Haufen Leute, die nachher am Ende alle dem Papst die Hand gegeben haben.
Und er hat also brav unsere Fragen beantwortet und eher etwas zu kurz gesprochen so
dass dann das ganze Interview nicht 45 Minuten dauerte, wie wir ursprünglich geplant
hatten, sondern nur 36. Aber wir hatten alles abgearbeitet und wo es dann fertig war,
hat der Papst auch aufgeatmet und gesagt: „Na Gott sei dank, jetzt ist es vorbei“
Warum
glauben Sie, hat sich der Papst nicht so richtig wohl gefühlt? Weil es das erste Mal
war, dass er vor deutschen Medien in dieser Form gesprochen hat?
„Ich glaube
sein Verstand sagt ihm einfach: „Mit so einem Interview komme ich in wahnsinnig viele
Wohnzimmer und kann das sagen, was ich sagen will. Außerdem wurde er ja angefragt
von den Fernsehanstalten und hat sich nicht aufgedrängt. Aber ich glaube er war dann
glücklich, dass es vorbei war, denn man weiß ja – er ist ja ein tiefschürfender Mensch
und über X-Fragen von AIDS bis zu Familie und zu Glaubensvertiefung und Ökumene etwas
zu sagen, jeweils 3 Minuten ist ja doch nicht einfach. Ich könnte mir denken, er hat
sich in anderen Situationen schon wohler gefühlt, weil er nicht vier „Vernehmern“
gegenüber saß, sondern eine Sache in die Tiefe bohren konnte. Das konnte er hier leider
nicht“
Das Interview wird am 13. August von allen beteiligten Sendern ausgestrahlt
werden. (rv 05.08.06 sis)