Zwischen Christen und Muslimen in Indonesien gibt es laut dem Jesuitenpater Franz
Magnis-Suseno weiter Spannungen. Zwar sei die Lage nicht mehr so kritisch wie in der
Zeit der Bürgerkriege, sagte der in Indonesien lehrende Ordensmann gestern Abend in
München. Allein im vergangenen Jahr seien aber 25 christliche Kirchen geschlossen
worden. Andererseits sei der Konsens, dass es im Land eine demokratische Ordnung geben
müsse, noch nie so groß gewesen. Die große Mehrheit der Muslime wolle eine friedliche
Demokratie und sei zum Dialog bereit. Indonesien, das Land mit den meisten Muslimen
auf der Welt und einer in der Verfassung verankerten Religionsfreiheit, hatte lange
Zeit als Musterbeispiel für ein friedliches Zusammenleben einer muslimischen Mehrheit
mit nicht-muslimischen Minderheiten gegolten. Nun gebe es jedoch Tendenzen, Inhalte
der Scharia wie etwa das Alkoholverbot durch lokale Vorschriften in Dörfern oder Städten
umzusetzen, erklärte der Jesuit, der an der Universität Indonesia in Jakarta Philosophie
lehrt. Den Islamisten sei es bisher aber nicht gelungen, die Mehrheit der Indonesier
politisch zu überzeugen. Wenn allerdings die wirtschaftliche Entwicklung nicht bald
eine positive Richtung nehme, werde der Extremismus besonders für die Armen interessant.
(kna 02.08.06 sdk)