2006-08-01 12:34:12

Ministranten aus ganz Europa auf Pilgertour in Rom


RealAudioMP3 „Gewächshaus für Berufungen“. Das schrieb Johannes Paul II. in seinem letzten Gründonnerstagsbrief an die Priester über die Ministranten. 42.000 von ihnen aus 17 europäischen Ländern sind diese Woche in Rom unterwegs. Die größte Gruppe stellen mit rund 35.000 die Messdiener aus Deutschland. Deren Zahl hat sich im Vergleich zur letzten Wallfahrt vor fünf Jahren verdoppelt. Das betonte der deutsche Jugendbischof Franz-Josef Bode zum Auftakt der Wallfahrt in Rom ausdrücklich. Er sieht darin eine Folge der "Begeisterungswelle des Weltjugendtags von Köln".
 
„Wir sind viele, das war ja beim Weltjugendtag auch eine ganz wichtige Erfahrung. Und man merkt ja, dass dieses Gefühl, dieser Grundwasserspiegel, der sich hebt, sich sicher auf die Zahlen des Messdienertreffens auswirkt.“
Der Grundwasserspiegel steigt, sagt Bode - und meint damit den Grundwasserspiegel der Freude am Glauben und an der Kirche. Doch die vielen Deutschen hier in Rom kommen nicht aus dem Nichts, die Ministrantenpastoral sei einfach eine feste Größe, die Jungen und Mädchen stehen nicht nur sonntags am Altar, sondern finden hier eine Gruppe Gleichgesinnter, finden Vertraute und Hilfen fürs Leben.
"Auch in den Bistümern gibt es doch überall jetzt Strukturen dafür, sie bindet sich insgesamt besser ins Gesamt der Jugendpastoral ein, und es gibt auch nicht mehr so sehr, möchte ich sagen, das Gerangel zwischen Verbandsarbeit und nichtverbandlicher Arbeit. Die Grenzen sind insgesamt fließender geworden."
Die Wallfahrt steht unter dem Motto "Spiritus vivificat - Der Geist macht lebendig". Höhepunkte sind ein gemeinsamer Gottesdienst auf dem Petersplatz heute Abend mit Kardinal Christoph Schönborn von Wien und morgen dann die Generalaudienz von Papst Benedikt XVI.
"Leider können wir keinen nationalen Gottesdienst feiern, der wäre natürlich mit 35.000 auch schwierig. Es ist eine ganz gute Wahl, dass der Wiener Kardinal das macht, das ist dann nicht einfach ein Deutscher, aber er ist deutschsprachig für die vielen, und das steht für Europa. Die Audienz ist natürlich das Wichtige. Die jungen Leute wollen den Papst erleben und sehen, das gehört dazu. Der Papst hat am Ende des Weltjugendtages, bei der Rede an die Bischöfe, auch auf die Ministrantenpastoral hingewiesen. Das ist etwas für ihn, was er sicher auch ganz gerne machen wird am Mittwoch."
Die Pilgerfahrt der Ministranten aus ganz Europa findet seit 19962 in der Regel alle fünf Jahre statt. Veranstalter ist der Internationale Ministrantenbund ("Coetus Internationalis Ministrantium - CIM"), ein Zusammenschluss von Verantwortlichen in der Ministrantenarbeit auf europäischer Ebene. Von dieser Organisation haben die vielen betenden, lachenden und eisschleckenden Jungen und Mädchen wohl wenig Ahnung. Für sie ist einfach wichtig, dass sie gemeinsam überhaupt nach Rom fahren konnten.


„Die Kirche ist jung“, der Papst hat es in seiner Antrittspredigt betont, die Jungen und Mädchen aus Europa beweisen es. Dreieckstücher mit dem leuchtend orangefarbenen Logo der Feuerzunge sind ihre Markenzeichen. Die einen nutzen sie als Halstuch, die anderen als Sonnenschutz, Knieschoner oder Gürtel. Jede Nation hat ihre eigene Farbe: Slowenien kommt in flieder, Belgien in gelb, Österreich in rot, die Schweiz in schwarz und Deutschland in hellblau. Für Papst Benedikt XVI. gibt es natürlich eine Sonderanfertigung - ganz in weiß.


Die Wallfahrt ist ein Großereignis, ohne Zweifel. Und die - genauso wie den Weltjugendtag oder einzelne nationale Treffen braucht es, sagt Jugendfreund Bode.

„Nicht, dass man nur von Event zu Event springt...Sondern man geht ja auch wieder in harte Zeiten des Alltags, wo man sich durchringen muss.“
Die Mädchen und Jungen, die zu Hause allwöchentlich ihre Pflicht tun, Gruppenstunden gestalten, Ferienlager organisieren, sollen hier in Rom neuen Schwung bekommen, für die Mühen der Jahre entlohnt werden. Manch einer, der heute in Kirche oder Pfarrei aktiv ist, egal ob männlich oder weiblich, hat bei einer dieser Romwallfahrten Feuer gefangen.
„Ja, das ist meine Erwartung, dass die jungen Leute, die hierher kommen, einfach ermutigt und gestärkt werden in ihrem eigenen Tun. Denn es ist tatsächlich so, gerade auch in nördlichen Breiten bei uns: Wenn sie Messdiener sind und der Kirche verbunden sind, werden sie in der Schule und an der Arbeitsstelle oft sehr angefragt, warum machst du das eigentlich...“
Und da ist es zwar toll, dass so viele Deutsche da sind, aber eben für diese 35.000 Jungen und Mädchen kann es einem schon fast Leid tun, dass die internationale Atmosphäre fehlt. Wie schön ist es doch, in der U-Bahn zu hören, dass auch die Portugiesen "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" kennen - zumindest die Melodie. Denn mit der Internationalität ist es bei CIM leider so eine Sache. Sagt auch der Präsident des Ministrantenbundes, Martin Gächter, Weihbischof von Basel:
„Ministrantenarbeit geschieht halt schon ganz besonders in der einzelnen Pfarrei und wenn es gut geht in der Diözese oder im Land. In Deutschland geschieht hier am meisten. International ist das ganz verschieden. Es gibt Länder, die nicht gern international mitmachen.“
Spanien sei so ein Land, sagt Gächter. Kein einziger Vertreter ist nach Rom gekommen. Die Schwierigkeiten fingen schon bei der Sprache an, heißen die Ministranten bei den Iberern doch „Monaguillo - Mönchlein“; das italienische „Chirichetti – Knäblein“, sei da nicht besser. Auffallend in diesem Jahr, betont Gächter: Es fehlen die Polen. Waren die vor fünf Jahren noch mit Dutzenden Fahnen auf dem Petersplatz nicht zu übersehen, fehlen sie dieses Jahr komplett.
„Wenn es kein polnischer Papst mehr ist, haben sie Angst, sie könnten im Westen nicht so viel für die Kirche und den Glauben erhalten.“
Die Gottesdienste und Gebete, die die jungen Menschen bis Donnerstag Abend in ganz Rom täglich feiern, werden die Minis aus Polen eines Besseren belehren können. Dann eben bis zum nächsten Mal - Arrivederci a Roma.


(rv 31.07.06 bp)








All the contents on this site are copyrighted ©.