2006-07-28 15:17:39

D: 2,5 Millionen arme Kinder


Wieviele arme Kinder gibt es in Deutschland? Die Zahl ist höher als befürchtet: 2, 5 Millionen Jungen und Mädchen gelten als arm. Diese alarmierende Zahl hat gestern der deutsche Kinderschutzbund bekannt gegeben. Der Präsident der Einrichtung, Heinz Hilgers, erklärt, wie "Armut" definiert wird.

„In Deutschland leben jetzt 2,5 Millionen Kinder auf dem Niveau der Sozialhilfe. Das sind pro Monat 207 Euro, die für das Kind zur Verfügung stehen, für alles: Kleidung, Ernährung, Schulbedarf, usw. Am 31.12.2004 waren es noch 1,15 Millionen Kinder, die auf diesem Niveau leben mussten. Und das ist eine Katastrophe. Deutschland hat nicht nur viele arme Kinder, sondern es ist auch arm an Kindern. Wir haben mittlerweile nur noch 15 Millionen Kinder. Wir können uns das einfach nicht leisten, so viele Kinder in Armut leben zu lassen.“

Unter welchen Folgen haben diese Kinder zu leiden, Herr Hilgers?

„es gibt zwei zentrale, wichtige Folgen. Die eine ist, aufgrund unseres Bildungssystems haben arme Kinder in Deutschland kaum eine Chance, jemals zu einem vernünftigen Schulabschluss zu kommen – das gelingt nur sehr wenigen. Der zweite wichtige Punkt ist, die Kinder gehen ein hohes Gesundheitsrisiko ein. Alle Untersuchungen beweisen, dass arme Kinder oft falsch ernährt sind, dass sie ihre Zähne nicht richtig pflegen, dass sie die Vorsorge-Untersuchungen nicht wahrnehmen und das sie so erheblich mehr an Krankheiten leiden als andere Kinder. Und an beiden Punkten muss man ansetzen“

 
Der deutsche Kinderschutzbund geht davon aus, dass jedem Kind mindestens 300 Euro im Monat zur Verfügung stehen sollten. Was bedeutet das konkret? Wo ihrer Meinung nach zum Beispiel angesetzt werden?

„Das bedeutet, wir dürfen nicht so diskutieren, dass Ganztagsschulen nur notwendig sind, weil Vater und Mutter arbeiten gehen. Sondern Ganztagsschulen sind auch vieler Kinder wegen notwendig, gerade für die Kinder von Arbeitslosen. Die benötigen einen Ganztagsschulplatz, damit sie morgens ein Frühstück bekommen und mittags ein warmes Essen. Damit sie am Nachmittag in einem anregungsreichen Umfeld Weiterbildung und Erziehung erfahren, in dem Musikunterricht erteilt wird, in dem Sportvereine hinzukommen, und wo sie nicht nur auf der Ersatzbank sitzen, sondern mitmachen können. Und wo sie sich weltweit mit dem PC vernetzen können – so wie andere Kinder das zu Hause tun. So haben sie gleichberechtigte Chance in der Schule und können dem Kreislauf der Armut, die Generation zu Generation weitergegeben wird, selbst einmal durchbrechen.“
( rv 28.07.06 sis)








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