2006-07-26 16:43:16

D: Bischöfe, Rentensystem benachteiligt Familien


RealAudioMP3 Wer Kinder großzieht muss im deutschen Rentensystem besser wegkommen. Das will die Deutsche Bischofskonferenz. Mit Blick auf die Leistungen für Familien sei das Rentensystem "hochgradig defizitär und reformbedürftig", heißt es in einem heute in Frankfurt veröffentlichten Gutachten, das die Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hatte. Der Sozialbischof Reinhard Marx betont:
"Das Verhältnis zwischen den Leistungen der Familien und den Gegenleistungen der Gemeinschaft ist nicht ausgewogen. Das ist unumstritten. Die Familien sind strukturell Benachteiligt. Kinderlose werden im Vergleich zu denjenigen, die Elternverantwortung übernehmen, begünstigt. Vor allem in der gesetzlichen Rentenversicherung tritt dies zu Tage, und das ist ein Konstruktionsfehler des vor 50 Jahren eingeführten Rentensystems, die Kindererziehungsleistungen nicht angemessen zu berücksichtigen und nicht wirklich systematisch in die gesamte gesetzliche Rentenversicherung einzubauen."
Auch die jüngsten Reformen hätten wenig daran geändert, dass Bürger mit Kindern bei der Rente benachteiligt würden, kritisierte der Bischof.
"Familienpolitisch ist diese Reform blind. Die damit einhergehenden Rentenkürzungen erfolgen völlig unabhängig davon, ob jemand Kinder erzogen hat. Es wird also im Grunde genommen die systematische Benachteiligung der Erziehungsarbeit, der Familienarbeit weiter vorangetrieben."
Die Bochumer Sozialwissenschaftler Jörg Althammer und Andreas Mayert hatten das Gutachten erstellt. Einer ihrer konkreten Vorschläge: Zwei Erziehungsjahre mehr als bisher auf die Rente anrechnen. Die Reform müsse kostenneutral durchgeführt werden und verlange deshalb Leistungseinschnitte an anderer Stelle. Althammer:
"Es geht nicht um eine Bestrafung Kinderloser sondern es geht darum, dass die Leistungen, die die Familien bislang schon immer für die Rentenversicherung erbracht haben, dass die endlich sachadäquat berücksichtigt werden. Wenn es der Bundesregierung tatsächlich ernst ist, Familienorientierung im System sozialer Sicherung auszubauen, dann sehe ich die Chancen relativ gut. Sollte es nur darum gehen, neue Finanzierungsquellen zu erschließen, dann wird es sicherlich wie in der Vergangenheit so oft im Sande verlaufen."
(kna/pm 26.07.06 bp)







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