Libanon: Patriarch, Vatikan-Diplomatie ist erwünscht
Papst Benedikt XVI.
möge einen Sondergesandten in den Nahen Osten schicken, um im Libanon-Krieg einen
Waffenstillstand zu verhandeln. Diesen Vorschlag richtete der melkitische Patriarch
von Antiochien, Gregorius III., an das Kirchenoberhaupt. Gestern Abend erreichten
wir den Patriarch der mit Rom unierten Ostkirche im syrischen Damaskus. „Wir
möchten gerne sehen, dass der Heilige Vater präsent unter uns ist durch einen Gesandten.
Die Lage ist sehr sehr gefährlich. Deshalb habe ich eben heute einen Brief an den
Heiligen Vater und an Sodano geschrieben um Hilfe, ob der Vatikan, wie es immer der
Fall war, eine Initiative für Frieden starten kann. Damals, als Betlehem belagert
war, hat man Kardinal Roger Etchegaray geschickt, mit der Bitte, dass er auch an Ort
und Stelle etwas tut. Wir sind dankbar für den Heiligen Vater, seine Liebe für die
Menschen im Libanon und im Heiligen Land und seine Suche nach Gerechtigkeit für alle
Menschen, ob Juden, Christen oder Moslems.“
In dem Schreiben, das der
Patriarch erwähnt, bittet er den Papst, sich bei der UNO, den USA und der EU noch
dringender für einen sofortigen Waffenstillstand im Libanon einzusetzen. Der „gemarterte
Libanon“, der „aus allen Gliedern blutet und eine offene Wunde geworden ist“, könne
diese „Prüfung nicht länger ertragen“, so der Patriarch der melkitisch-katholischen
Kirche, der Benedikt gleichzeitig für seine bisherigen Friedensmahnungen dankte. Wenn
der Krieg sich fortsetze, werde er auch Syrien erreichen, „und dies würde zu einer
noch tragischeren Geißelung führen“, schreibt der Patriarch aus der syrischen Hauptstadt
Damaskus. Wie er in einem weiteren, an Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano gerichteten
Brief betont, schätzten arabische Länder die Stellungnahmen des Papstes und des Heiligen
Stuhles sehr. Er habe beängstigende Appelle von libanesischen Christen erhalten, die
ihn, Gregorius, darum gebeten hätten, beim Heiligen Stuhl zu intervenieren. Die Bewohner
mehrerer Städte und Orte im Südlibanon und in Bekaa, viele von ihnen Christen, seien
„buchstäblich belagert“ von Israels Bomben, ohne Möglichkeit zu flüchten oder ihre
Verletzten zu versorgen. (rv 21.07.06 gs)