Die Lage im Nahen
Osten spitzt sich weiter zu – heute schlugen auch im Norden Libanons israelische Raketen
ein. Im Gazastreifen wurde das palästinensische Außenministerium von den Israelis
angegriffen. Die Hisbollah hingegen griffen mit Raketen die Stadt Haifa an. Insgesamt
wurden bei den Angriffen mindestens 22 Menschen getötet und 53 Menschen verletzt.
Ausländische Regierungen haben begonnen, ihre Staatsbürger zu evakuieren. Auch 200
Deutsche sollen bereits das Land verlassen haben. Nördlich von Gaza haben wir den
Pfarrer der deutschsprachigen Katholiken im Nahen Osten, Joachim Schrödel, erreicht.
Durch die Angriffe habe sich die Situation in dem Krisengebiet völlig gewandelt, meint
Schrödel:
„Ähnlich wie das auch schon formuliert worden ist von Amr Mussa,
dem Chef der Arabischen Liga sehe ich den Friedensprozess, wie man ihn immer genannt
hat, jetzt wirklich als gescheitert an. Und ich meine, man muss total neu beginnen.
Man kann nun nicht kitten und versuchen, durch ein Agreement einen Waffenstillstand
herzustellen, sondern ich glaube, hier muss ein totaler Neuansatz erfolgen.“
Die
internationale Gemeinschaft verstärkte angesichts der eskalierenden Gewalt ihre Krisendiplomatie.
Der Weltsicherheitsrat wird nach Angaben von UN-Generalsekretär Kofi Annan die Entsendung
einer Truppe zur Stabilisierung des israelisch-libanesischen Konfliktgebietes prüfen.
Am vergangenen Freitag war eine Israel-Resolution am Veto der USA gescheitert. Hier
werde doch mit zweierlei Maß gemessen, so Schrödel:
Vor allen Dingen wenn
es darum geht, das Recht Israels vor der Welt zu verteidigen, dann steht Amerika offen
da, wenn es um die Rechte der Palästinenser geht oder anderer Bevölkerungsgruppen
geht, wird das Veto erhoben. Man muss einfach sehen, wie scharf und unterschiedlich
hier gehandhabt wird. Die Versuche, sowohl von der Hezballah, die natürlich zu verwerfen
sind, wie auch von der Hamas, Israel zu schaden, sind lächerlich im Vergleich zu dem
wie agiert wird, massiv gebombt wird: 700.000 Leute keinen Strom mehr haben in Gaza.
Und oben im Südlibanon dieses Gebiet gehört zu einem selbständigen freien Staat, und
da wird massiv hineingeschossen und zerbombt: das ist nicht adäquat mehr, überhaupt
nicht!“
Anlass für die Angriffe war die Entführung zweier israelischer
Soldaten. Bisher hat der Krieg im Libanon fast 180 Menschen das Leben gekostet, in
Israel starben 23 Menschen. (deutschewelle / rv 170706 mc)