So Besorgnis erregend
wie in diesen Tagen war die politische Lage im Nahen Osten seit vielen Jahren nicht.
Israel hat den Libanon attackiert; nach einer Bombardierung des Flughafens hat die
Armee am Vormittag ihre Militäroperationen auf Beirut, die Hauptstadt des Nachbarlandes,
ausgeweitet. Bei den Luftangriffen sind bisher mindestens 31 Libanesen getötet worden,
teilte die Polizei mit. In Nordisrael am See Genezareth, wenige Kilometer von der
libanesischen Grenze entfernt, erreichten wir heute Vormittag Pfarrer Joachim Schrödel,
Verantwortlicher der deutschen katholischen Gemeinde in Beirut. Mit der jüngsten israelischen
Militäroffensive hat der Nahostkonflikt die Grenze zum Krieg überschritten, meint
Schrödel.
„Was hier geschieht, ist ein Einmarsch israelischer Truppen in
ein reales fremdes Land. Nicht so wie es beim Gazastreifen der Fall ist, der noch
keine völkerrechtliche Umschreibung besitzt. Somit ist dies also eine Verletzung der
völkerrechtlichen Situation, das bedeutet, ein Kriegszustand.“
Israel
bezeichnet den Militärschlag als Reaktion auf die Entführung zweier weiterer israelischer
Soldaten, die der Libanon verantworten soll. Auch einzelne Aktionen des radikal-islamischen
Lagers haben die Situation verschärft.
„Es ist so, dass die Hisbollah wahllos
Raketen auf den Norden Israels geschossen hat. Heute Morgen haben wir bei der Messe
den Einschlageiner Rakete etwa zehn Kilometer von hier entfernt gehört. Libanon hat
auch keine klare Kontrolle über seine dort befindlichen verschiedenen militanten Kräfte.“
Israel plant nach einem Medienbericht sogar eine vollständige Blockade
des Libanon. Wie der Armeerundfunk berichtete, soll das Nachbarland von der See, aus
der Luft und über Land abgeriegelt werden. Schrödel wünscht sich eine entschlossene
Verwarnung der UNO an Israel.
„Wenn Israel noch einigermaßen vernünftig
ist und Ehud Olmert genug Stärke gezeigt hat durch diese schnellen Aktionen, dann
müssten sie sich wieder zurückziehen. Aber die Tatsache, dass zwei der Rollfelder
des Beiruter Flughafens zur Zeit nicht mehr benutzbar sind, heißt, dass Israel, ein
fremdes Land, den Libanon von der Hauptkommunikation mit der ganzen Welt abschneidet.
Solche Dinge werden in den nächsten Stunden von der Staatengemeinschaft aufgenommen
werden müssen, vielleicht sogar vom UNO-Weltsicherheitsrat.“ (rv 13.07.06
gs)