Der Zentralmarkt ist
eines der bekanntesten Gebäude Valencias. Ein Jugendstilbau mit einer Verkaufsfläche
von mehr als 8.000 Quadratmetern. Ganz so groß ist die Halle auf dem Messegelände
in Valencia nun nicht gerade, aber die Waren und Informationen auf dem „Markt der
Möglichkeiten“ sind mindestens so vielfältig wie die Waren im Zentralmarkt. Kirchliche
Bewegungen und Institutionen stellen sich hier vor, auch das Päpstliche Institut Johannes
Paul II. für Studien über Ehe und Familie. Ein Bericht von Birgit Pottler:
Hier
gibt’s weder Rioja noch Paella, und dennoch stehen die Menschen Schlange und fragen
nach Informationen. Für Elisa Nonez ist es kein Problem, mit den Menschen ins Gespräch
zu kommen. „Es ist leicht, denn es geht ja hier um die Familie. Wir sind Familien,
und jetzt kommen hier die Leute an und fragen uns, was wir für die Familien machen.“ Sie
selbst hat am Päpstlichen Institut studiert. Doch nicht nur sie, sondern ihre ganze
Familie, Mann und zwei Kinder. „Das ist ein Studium, das man Kindern zusammen
macht. Eltern und Kinder. Alle zusammen.“ Das Institut „Johannes Paul II.“
ist an der römischen Lateran-Universität angesiedelt. Im ersten Jahr wird hier zwanzig
Stunden pro Woche studiert. Es gibt philosophische, theologische und empirische Grundlagen
und Vorlesungen zur Themen wie „Psychologie der menschlichen Sexualität und der familiären
Beziehungen“, „Der Embryo“, „Johannes Pauls Kateches über den Körper“ aber auch zur
Natürlichen Familienplanung. Nach dem ersten Studienjahr folgt ein zweites Jahr im
Fernstudium zur ehelichen Spiritualität, Erziehungsfragen, aber auch Beziehungsproblemen.
„Das ist ja das wichtigste Thema des Lebens überhaupt: unsere Ehe, unsere Familie.
Und man bereitet sich für die Arbeit so viel vor und für das wichtigste überhaupt
so wenig. Das ist etwas ganz wichtiges für unsere Familie. Wir sind sehr gewachsen,
als Mensch und als Familie.“ Das Familienmodell der katholischen Kirche ist
nicht gerade das der spanischen Regierung. Die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen
Paaren ist der zwischen Mann und Frau rechtlich voll und ganz gleichgestellt. Und
auch wenn nur zwei der rund 42 Millionen Spanier nicht katholisch sind, das liberale
Gesellschaftsmodell findet durchaus Anklang. Elisa Nonez: „Wir sehen, wir haben
eine Mission und wir erleben in diesem Sinn gerade schwierige Zeiten. Aber die Familie
ist die Grundlage der Gesellschaft und wird das immer sein. Es ist egal, wenn man
dagegen jetzt vorgehen möchte, das kann man einfach nicht ändern. Das merkt man ohnehin
so schnell in den Menschen, wenn die Familie nicht das ist, was sie sein muss.“ Und
was ist in ihren Augen die richtige Familie? Wo gibt es die? „Eben da wo man
dich liebt für das, was du bist. Heutzutage haben die Menschen so viele Probleme mit
sich selbst. Oft ist das so, weil es keine Familie gab, eine Familie, wo man geliebt
wird, für das was man ist.“ Dass der scheinbar unbeugsame Ministerpräsident
Zapatero den Papst in seiner Residenz in Valencia besucht, sieht die unerschrockene
Familienfrau eher locker: „Eine Konversion kann immer kommen. Das ist vielleicht
ein Wunder, aber für Gott ist nichts unmöglich.“