Die belgischen Bischöfe haben so genannte Papierlose heute dazu aufgerufen, keine
Hungerstreiks mehr in Kirchen durchzuführen. Sie könnten zwar verstehen, in welch
extremer Lage Menschen ohne gültige Papiere seien, so die Bischöfe in einer gemeinsamen
Erklärung. "Aber", so wörtlich, "wir können diese Form des Protestes nicht akzeptieren."
Es sei "moralisch inakzeptabel", dass Menschen ihr Leben oder ihre Gesundheit derart
aufs Spiel setzten. Hungerstreikende werden gebeten, ihre Aktion einzustellen oder
nicht mehr in Kirchenräumen durchzuführen. Das Schreiben fährt fort: "Wir raten jedoch
den Pfarreien, in der Regel nicht die Sicherheitskräfte zu rufen."
Das Erzbistum
Mechelen-Brüssel hatte sich zuvor schockiert über die polizeiliche Räumung einer von
ausländischen Papierlosen besetzten Kirche gezeigt. Es habe keine vorherigen Gespräche
mit der Leitung der Pfarrgemeinde gegeben, kritisierte der für Brüssel zuständige
Weihbischof Jozef de Kesel in einem Schreiben an alle Pfarreien des Erzbistums. Christliche
Kirchen seien Orte von Menschlichkeit und Solidarität und verdienten daher besonderen
Schutz. Die Pfarrei im Brüsseler Stadtteil Anderlecht habe den abgelehnten Asylbewerbern
Unterkunft gewährt, um auf die Lage der Ausländer ohne gültige Aufenthaltspapiere
aufmerksam zu machen, so de Kesel. Niemand könne leugnen, dass diese Personengruppe
in Belgien großen Problemen gegenüber stehe. Zwar wolle die Kirche nicht politisch
aktiv werden, sie müsse sich aber für einen humanen Umgang mit den Schwächsten und
Benachteiligten einsetzen. Am Dienstag war auf Betreiben des Bürgermeisters die
Kirche polizeilich geräumt worden. Gegen 45 der 48 Kirchenbesetzer wurden Ausweisungsverfügungen
verhängt. Medien berichteten, einige von ihnen seien bereits abgeschoben worden, die
restlichen seien in geschlossenen Asylbewerber-Lagern untergebracht.