2006-07-06 13:48:13

Belgien: Hungerstreik bitte woanders


Die belgischen Bischöfe haben so genannte Papierlose heute dazu aufgerufen, keine Hungerstreiks mehr in Kirchen durchzuführen. Sie könnten zwar verstehen, in welch extremer Lage Menschen ohne gültige Papiere seien, so die Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung. "Aber", so wörtlich, "wir können diese Form des Protestes nicht akzeptieren." Es sei "moralisch inakzeptabel", dass Menschen ihr Leben oder ihre Gesundheit derart aufs Spiel setzten. Hungerstreikende werden gebeten, ihre Aktion einzustellen oder nicht mehr in Kirchenräumen durchzuführen. Das Schreiben fährt fort: "Wir raten jedoch den Pfarreien, in der Regel nicht die Sicherheitskräfte zu rufen."

Das Erzbistum Mechelen-Brüssel hatte sich zuvor schockiert über die polizeiliche Räumung einer von ausländischen Papierlosen besetzten Kirche gezeigt. Es habe keine vorherigen Gespräche mit der Leitung der Pfarrgemeinde gegeben, kritisierte der für Brüssel zuständige Weihbischof Jozef de Kesel in einem Schreiben an alle Pfarreien des Erzbistums. Christliche Kirchen seien Orte von Menschlichkeit und Solidarität und verdienten daher besonderen Schutz. Die Pfarrei im Brüsseler Stadtteil Anderlecht habe den abgelehnten Asylbewerbern Unterkunft gewährt, um auf die Lage der Ausländer ohne gültige Aufenthaltspapiere aufmerksam zu machen, so de Kesel. Niemand könne leugnen, dass diese Personengruppe in Belgien großen Problemen gegenüber stehe. Zwar wolle die Kirche nicht politisch aktiv werden, sie müsse sich aber für einen humanen Umgang mit den Schwächsten und Benachteiligten einsetzen.
Am Dienstag war auf Betreiben des Bürgermeisters die Kirche polizeilich geräumt worden. Gegen 45 der 48 Kirchenbesetzer wurden Ausweisungsverfügungen verhängt. Medien berichteten, einige von ihnen seien bereits abgeschoben worden, die restlichen seien in geschlossenen Asylbewerber-Lagern untergebracht.

(afp/kna 06.07.06 sk)







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