Religiöser Fundamentalismus ist ebenso eine Bedrohung der Zivilisation wie Unterdrückung
der Religion. Darauf hat Vatikan-Kardinal Paul Poupard vor Religionsvertretern aus
aller Welt in Moskau hingewiesen. Die katholische Kirche wolle einen Beitrag leisten
dafür leisten, dass alle Religionen ihren humanisierenden Platz in der Gesellschaft
behalten. Poupard vertritt beim Religionsgipfel in Moskau zusammen mit Kardinal
Kasper den Vatikan. Er ist für den Dialog mit der Religionen verantwortlich. Religionen
haben für den Aufbau der Gesellschaft einen unersetzlichen Wert, so Poupard eingangs.
Sie fördern den Respekt vor der menschlichen Würde als Geschöpf Gottes. Daher sei
Religionsfreiheit unerlässlich. Angesichts der Globalisierung seien allerdings Gerechtigkeit
und Solidarität bedroht und gebe es eine Wertekrise. Weiter meinte der Kardinal: Aufgrund
extremer Armut wachse auch der Terrorismus. Die Kirche verurteile ihn energisch. Andere
Völker seien allerdings dem demographischen Selbstmord nahe, so Poupard wörtlich,
und hätten den Sinn für die Heiligkeit des Lebens verloren. Für das Entstehen Europas
freilich habe das Christentum zentrale Bedeutung. Abschließend meinte Poupard: Religionen
sind offene Häuser, in denen man Dialog, Respekt und Liebe zur Wahrheit lernen könne.