"Wir vergeben und bitten um Vergebung." Die Worte, die vor 41 Jahren zur Versöhnung
von polnischen und deutschen Bischöfen führten, gelten auch heute. Mit den Worten,
die auch die politische Annäherung Deutschlands und Polens einleiteten, bat jetzt
Ungarns Primas die Amtsbrüder aus der Slowakei um Vergebung. In der Basilika von
Esztergom, der Bischofskirche des Primas von Ungarn, feierten Vertreter der beiden
Bischofskonferenzen gestern einen Versöhnungsgottesdienst. Während des Gottesdienstes
wurden die Briefe beider Konferenzen über Versöhnung und Zusammenarbeit unterzeichnet
und eine Segensbotschaft Papst Benedikts XVI. verlesen. "Wir sind eine einzige
Kirche", sagte der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Frantisek Tondra,
in der Predigt. Daher wolle man das Negative aus der Vergangenheit beiseite lassen
und das Positive "auf dem Gebiet des geistlichen Lebens und der Kultur, zur gegenseitigen
Bereicherung anwenden" und einander helfen. "Uns verbinden mehr als 1.000 Jahre gemeinsamer
Geschichte", schrieb Kardinal Peter Erdö stellvertretend für die Ungarn. Diese Geschichte
sei oft die Geschichte gemeinsamen Leidens gewesen. Dann wörtlich: ""Wir vergeben
und bitten um Vergebung." Große Teile der heutigen Slowakei gehörten über Jahrhunderte
zur ungarischen Krone. Seit dem Vertrag von Trianon 1920, durch den Ungarn zwei Drittel
seines einstigen Staatsgebietes einbüßte, und der Gründung der Tschechoslowakei kam
es zwischen den Slowaken und den nicht slawischen Ungarn zu fortdauernden Spannungen.
Zu den Streitpunkten zählt etwa die Situation der starken ungarischen Minderheit in
der Slowakei. (kna 30.06.06 bp)