Die Präsidentin der katholischen Filippinen, Gloria Arroyo, hat heute den Papst besucht.
Dabei brachte sie ihm ein ungewöhnliches Gastgeschenk mit: Unmittelbar vor ihrer Abreise
nach Rom hatte Arroyo in Manila das Gesetz unterzeichnet, das die Todesstrafe auf
den Filippinen abschafft. Über dieses Thema unterhielt sich die Präsidentin mit Papst
Benedikt. Schon bei der Unterzeichnung des Gesetzes hatte Arroyo ausdrücklich den
Einsatz der Kirche gegen die Todesstrafe gewürdigt. In Rom wurde das Kolosseum blau
angestrahlt, um die Abschaffung der Todesstrafe auf den Filippinen zu feiern. Der
römische Bürgermeister ließ wissen, dass jetzt schon 125 von den knapp 200 Staaten
der Welt auf Hinrichtungen verzichtet. Weitere Themen zwischen Benedikt und Arroyo
waren heute das Verhältnis Christen-Moslems und die Armut vieler Einwohner der Filippinen.
Vom Vatikan gab es heute nur eine kurze Erklärung zum Treffen Papst-Präsidentin -
vielleicht aus politischer Vorsicht heraus. Denn fast zeitgleich zur Papstaudienz
von Rom übergaben in Manila Gegner Arroyos aus Politik und Zivilgesellschaft dem Parlament
eine Petition, die die Absetzung der Präsidentin fordert. Im letzten September war
ein ähnlicher Impeachment-Prozeß wegen Wahlbetrugs im Parlament abgeschmettert worden;
diesmal aber geht es um politische Morde. Seit Arroyos Amtstantritt 2001 sollen über
700 Oppositionelle getötet worden sein, ohne dass die Präsidentin - so sehen es ihre
Kritiker - etwas dagegen unternommen hätte. Das heutige Foto mit dem Papst wird Frau
Arroyo nicht vor Turbulenzen schützen, sobald sie wieder in Manila ist. (agenturen
26.06.06 sk)