2006-06-26 15:15:45

Israel: "Palästinenser leben in Angst"


RealAudioMP3 Bei einem Angriff einer palästinensischen Widerstandbewegung auf einen israelischen Grenzposten am Sonntag sind zwei Soldaten getötet worden - ein Soldat wurde entführt. Die israelische Armee ist für einen Großangriff auf den Gaza-Streifen mobilisiert worden. Der Ministerpräsident Ehud Olmert hatte nach dem Überfall mit schwerwiegenden Konsequenzen gedroht. Die palästinensischen Gruppen benutzen den entführten Soldaten als Druckmittel, um palästinensische Gefangene in Israel freizubekommen. Die Übergabe palästinensischer Gefangene schloss der Ministerpräsident jedoch aus. Von der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi war Brigitte Hermanns, Mitarbeiterin der flämischen Sektion vor Ort:

"Man muss das Problem im Zusammenhang sehen und darf nicht nur die Ereignisse von diesem Wochenende berücksichtigen. Am neunten Juni hat die israelische Armee an einem Strand in Gaza sechs Zivilisten getötet. Das war der Anfang einer Gewaltwelle gegen palästinensische Zivilisten. Alleine im Juni wurden durch die israelische Armee fünfzig palästinensische Zivilisten getötet. Deshalb hat sich die Hamas entschlossen, den mit Israel vereinbarten Waffenstillstand auszusetzen. Das ist natürlich sehr problematisch, denn es könnte bedeuten, dass die Hamas wieder Angriffe gegen israelische Zivilisten durchführen wird. Bis jetzt richten sich die Angriffe ja ausschließlich gegen israelische Soldaten.“

 
Die Zivilisten haben vor allem Angst. Ihrer Meinung nach ist die Situation in den palästinensischen Gebieten am schwierigsten:

"Es ist bekannt, dass die israelische Armee täglich Angriffe auf diese Gebiete durchführt. Ich war zum Beispiel in Nablus, einer großen Stadt im Norden der Westbank. Dort beklagen die Leute, dass die israelische Armee immer noch jeden Tag Angriffe auf Nablus durchführt. Die Menschen müssen aus ihren Häusern flüchten, werden gefangengehalten oder werden sogar getötet. Das weiß im Westen fast niemand. Wir sehen nur die Gewalt der bewaffneten Gruppen, aber nicht was in den Dörfern geschieht. Das macht den Palästinensern große Sorgen, denn sie halten eine bessere Zukunft so für sehr unwahrscheinlich. Und dann ist da natürlich noch die Aussetzung von Finanzhilfen für die palästinensische Regierung. Da die Hamas die Wahlen im Januar gewonnen hat, hat sich die Europäische Union entschlossen, die Finanzhilfen ab April auszusetzen. Das bedeutet, dass Leute, die für die Regierung arbeiten – wie zum Beispiel Lehrer und Ärzte –, schon seit drei Monaten kein Gehalt bekommen haben. Die Leute wissen nicht, wovon sie leben sollen.
Was die israelische Bevölkerung betrifft, so kann man nicht sagen, dass die Leute große Angst haben. Es hat bis jetzt keine größeren Selbstmordattentate gegeben. Natürlich gibt es immer wieder kleinere Vorfälle, so wie vor einem Monat. Da die Hamas sich aber vor mehr als einem Jahr entschlossen hat, keine weiteren Angriffe gegen israelische Zivilisten zu unternehmen, ist die Situation in Israel viel ruhiger. Die Situation für die israelische Bevölkerung ist also viel besser als zum Beispiel noch vor drei Jahren.
(rv 26.06.06. sis)








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